Ergebnisse der Umfrage zu Gewalt gegen Schiedsrichter:innen

Zahlreiche Berliner Schiedsrichter:innen haben sich an einer Umfrage zu Gewalt auf dem Fußballplatz beteiligt. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel.

413 Schiedsrichter:innen nahmen an einer Online-Umfrage zum Gewalterleben auf den Berliner Fußballplätzen teil – der BFV stellt die Ergebnisse vor.

„Ein Großteil unserer Schiedsrichter:innen musste während einer Spielleitung schon mindestens einmal Gewalt erfahren. Das nehmen wir natürlich sehr ernst“, bilanziert Theresa Hoffmann, wissenschaftliche Referentin des BFV-Schiedsrichter:innenbereichs, mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage, die sie im Frühjahr 2021 unter den Berliner Schiedsrichter:innen durchgeführt hatte und fügt an: „Gleichzeitig können wir anhand der Daten feststellen, dass tätliche Übergriffe deutlich seltener sind als verbale Gewaltvorkommen. Dass sich der überwiegende Teil unserer Schiedsrichter:innen auf den Berliner Fußballplätzen sicher fühlt, ist ebenfalls ein positives Zeichen.“

Insgesamt beantworteten 413 aktive Unparteiische (aus allen Spielklassen) den anonymen Online-Fragebogen, der sich vor allem mit den Themen Gewalterleben, Sicherheitsempfinden sowie dem persönlichen Umgang mit Konflikten, Emotionen und Stressoren auf dem Fußballplatz beschäftigte. „Zu diesen Themen hatten wir bislang keine konkreten Daten vorliegen. Auf Basis der Umfrageergebnisse können wir nun gezielte Maßnahmen umsetzen, um die Sicherheit auf den Berliner Fußballplätzen weiter zu erhöhen“, erklärt Hoffmann und ergänzt: „Geplant ist auch, die Umfrage zukünftig zu wiederholen, um mittel- und langfristige Entwicklungen erkennen zu können.“

Auf Grundlage der Ergebnisse möchte der BFV das Thema Gewalt- und Konfliktprävention stärker in der Schiedsrichter:innen-Qualifizierung verankern. In einem ersten Schritt fand dazu Ende April ein digitaler Workshop zum Austausch zwischen Unparteiischen und Trainer:innen statt – zwei Personengruppen, die auf dem Fußballfeld leider häufiger aneinandergeraten. Aktuell werden weitere Termine angeboten, zudem laufen verschiedene Online-Workshops für Schiedsrichter:innen zu Themen wie Kommunikation, Körpersprache oder dem Umgang mit Leistungsdruck. Die Möglichkeit an einer sportpsychologischen Sprechstunde teilzunehmen, gehört ebenfalls zum Angebot des BFV.

Die wichtigsten Umfrageergebnisse im Kurzüberblick:

  • 83 Prozent der befragten Schiedsrichter:innen gaben an, schon mindestens einmal während einer Spielleitung Opfer verbaler Gewalt (hierzu zählen Beleidigungen, Bedrohungen und alle Formen diskriminierender Äußerungen) geworden zu sein.
  • 62 Prozent aller befragten Schiedsrichter:innen gaben an, noch nie Opfer tätlicher Gewalt (hierzu zählen Stöße, Tritte, Schläge, Spuck- und Wurfangriffe) während einer Spielleitung geworden zu sein.
  • Die befragten Schiedsrichter:innen sehen in der geringen Akzeptanz der getroffenen Entscheidungen den Hauptgrund sowohl für verbale als auch tätliche Gewaltvorfälle.
  • Der überwiegende Teil der Schiedsrichter:innen fühlt sich auf den Berliner Fußballplätzen sicher. 65 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen gaben zudem an, noch nie eine Spielleitung auf Grund von Sicherheitsbedenken abgegeben zu haben.
  • 81 Prozent der Befragten gaben an, noch nie oder selten daran gedacht zu haben, aufgrund des hohen Drucks als Schiedsrichter:in aufzuhören.
  • Etwas weniger als die Hälfte aller Befragten fühlt sich durch die Schiedsrichter:innenausbildung nicht gut auf den Umgang mit Konflikten vorbereitet. Gleichzeitig wird die Aussage, dass die Eskalation von Konflikten auch auf das Schiedsrichter:innenverhalten zurückzuführen sei, von mehr Teilnehmenden bestätigt, als dass sie abgelehnt wird.

Informationen zur Stichprobe: Insgesamt nahmen 413 aktive Schiedsrichter:innen (94 Prozent männlich, 5,6 Prozent weiblich, 0,24 Prozent divers) an der Umfrage teil. Das mittlere Alter der Teilnehmer:innen betrug 38,3 Jahre. Im Schnitt verfügten die Befragten über 13,8 Jahre Erfahrung als Schiedsrichter:innen.

Ausführlicher Ergebnis-Überblick: Umfrage BFV-Schiedsrichter:innen 2021