„Barrieren abbauen“: Fußball mit Behinderung

Am 23. November veranstaltete der BFV mit Special Olympics Deutschland und dem FC Internationale eine Fortbildung zu inklusiven Fußballangeboten.

Siege, Tore, starke Leistungen – häufig wird Erfolg im Fußball an diesen oder ähnlichen Parametern festgemacht. In der Arbeit mit Menschen mit Behinderung sollte der Leistungsgedanke jedoch eher im Hintergrund stehen. „Wir müssen ‚Erfolge‘ anders definieren, wenn wir inklusive Fußballangebote umsetzen“, sagt Frank Schweizerhof, der als Nationaler Koordinator Fußball für Special Olympics Deutschland tätig ist und zudem hauptamtlich im Bereich „Soziales“ des Bayerischen Fußball-Verbands arbeitet. „Es ist nicht entscheidend, wer am Ende die Tore schießt. Viel wichtiger ist es, dass alle Spieler:innen Erfolgserlebnisse feiern können, Wertschätzung erfahren und Spaß haben.“

Worauf es bei der erfolgreichen Gestaltung von Fußballangeboten für Menschen mit Behinderung ankommt, erklärte Schweizerhof am 23. November 2022 im Rahmen einer gemeinsamen Fortbildung des Berliner Fußball-Verbands, Special Olympics Deutschland (SOD) und dem FC Internationale, die von der Aktion Mensch finanziert wurde. Das Angebot richtete sich an Trainer:innen aus den Berliner Vereinen, die sich für das Thema Inklusion interessieren oder bereits entsprechende Teams betreuen. Die insgesamt 14 Teilnehmenden konnten sich zudem 3 Lerneinheiten (LE) für die Verlängerung der C-Lizenz anrechnen lassen.

„Barrieren im Kopf abbauen“

Bevor Frank Schweizerhof die Gruppe zum Abschluss der Fortbildung für eine Mustertrainingseinheit auf den Kunstrasenplatz der „Inter-Arena“ führte, hatten die Teilnehmenden bereits interessanten theoretischen Input zum Thema erhalten. Begonnen hatte die Veranstaltung mit einem Vortrag des BFV-Inklusionsbeauftragten Karl Felix Heinz, der das BFV-Projekt „Raus aus dem Abseits“ vorstellte. Der Berliner Fußball-Verband engagiert sich bereits seit Jahren mit verschiedenen Angeboten und Maßnahmen für eine bessere Einbindung von Menschen mit Behinderung in die Strukturen der Berliner Fußball-Landschaft.

„Häufig begegnet uns noch die Denkweise, dass Inklusion eine Herausforderung darstelle, die in den Vereinen aufgrund von fehlenden Kapazitäten und Ressourcen nicht geleistet werden könne“, erklärte Heinz und fügte an: „Ohne Frage ist der Aufbau inklusiver Fußballangebote mit Aufwand verbunden, doch die Vorteile für die Vereine überwiegen aus meiner Sicht. Die entstehenden Berührungspunkte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung helfen Barrieren im Kopf abzubauen und fördern eine offene und gemeinschaftliche Vereinskultur. Zudem können Klubs ihr Image durch die Wahrnehmung sozialer Verantwortung stärken. Zur Finanzierung inklusiver Projekte bestehen außerdem viele externe Fördertöpfe. Als Verband möchten wir unsere Mitgliedsvereine dazu ermutigen, eigene Angebote zu schaffen und unterstützen in beratender, fördernder und vernetzender Rolle.“

„Werte wie Toleranz und Offenheit kommen nicht von alleine“

Special Olympics ist eine Organisation, die sich für eine inklusive Gesellschaft einsetzt und den Sport als Weg zu gleichberechtigter Teilhabe nutzt. Zu diesem Zweck werden seit 1968 die Special Olympics World Games ausgetragen. Im kommenden Jahr findet die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung in Berlin statt, in diesem Sommer war die deutsche Hauptstadt bereits Schauplatz der Nationalen Spiele. Um das dahinterstehende Konzept näher zu erläutern, richtete sich Enrique Zaragoza, Senior Manager des von der Aktion Mensch finanzierten Projekts „Wir gehören dazu“ bei Special Olympics Deutschland e.V., mit einem Vortrag an die Fortbildungsteilnehmenden.

„Werte wie Toleranz und Offenheit kommen nicht von alleine in die Vereine. Sie müssen aktiv vorgelebt werden“, so die Botschaft Zaragozas. „Deshalb ist es eine Bereicherung Menschen mit Behinderung einzubinden, weil davon alle Vereinsmitglieder profitieren. Wir alle können von Ihnen vieles lernen, z. B. Dinge leichter zu nehmen und eine offenere Einstellung zu entwickeln.“

„Abläufe flexibel halten“

„Ein offener Geist und Empathie sind das ‚A und O‘“, betonte auch Frank Schweizerhof im Anschluss, als er auf die Besonderheiten bei der Trainingsgestaltung mit Menschen mit Behinderung einging. „Als Übungsleiter:in muss man die Organisationsform und die Abläufe von inklusiven Sportangeboten flexibel halten. Für viele Menschen mit Behinderung, z. B. mit Trisomie 21, stellt Fußballspielen eine Reizüberflutung dar. Wenn Übungen zu komplex werden, sodass der geplante Ablauf nicht eingehalten werden kann, muss man als Trainer:in reagieren und einzelne Stellschrauben verändern.“

Solche Stellschrauben können zum Beispiel die Anzahl der Bälle und Übungsteilnehmer:innen, die Komplexität der Bewegungsabläufe oder die Größe des Spielfeldes sein. Sinnvoll kann ggf. auch die Aufteilung der Trainingsgruppe in „motorisch stärkere und schwächere“ Spieler:innen sein. „Wichtig ist, dass am Ende jede:r in einem passenden Maß gefordert wird und alle Spaß an der Bewegung haben. Der Weg zu diesem Ziel kann sich je nach Gruppe aber ganz unterschiedlich darstellen“, fasste Schweizerhof zum Abschluss der Veranstaltung zusammen. Dass sie diesen Weg in ihren Vereinen gehen wollen, darin waren sich alle Teilnehmenden nach der zweistündigen Fortbildung einig.

Weiterführende Links zum Thema:

Informationen zum Engagement des BFV für Menschen mit Behinderung sowie den Kontakt zu Ansprechpersonen gibt es hier: Inklusion

Informationen zu Special Olympics Deutschland sind hier zu finden: SOD

Für die Special Olympics World Games in Berlin werden noch freiwillige Helfer:innen gesucht. Weitere Infos und Bewerbung: #TeamVolunteer2023

Berlins vielfältiges Fußballangebot für Menschen mit Behinderung im Video:

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