Der Deutsche Fußball-Bund und seine 21 Landesverbände verstärken ihre Maßnahmen gegen Gewalt im Amateurfußball. Zur angelaufenen Saison 2024/2025 wurden im Amateurbereich bundesweit einheitliche „Beruhigungspausen“ eingeführt. Das DFB-STOPP-Konzept ist der wichtigste Teil eines Pakets, das die Verbände zur Gewaltprävention verabschiedet haben. Die Spielunterbrechungen können von den Schiedsrichter:innen eingesetzt werden, wenn sich die Gemüter auf dem Platz zu sehr erhitzen.
In einem Video erklärt der BFV seinen Mitgliedern den Ablauf und die Hintergründe.
Der DFB und seine Landesverbände gehen damit international neue Wege. Den Grundstein für die Einführung des DFB-STOPP-Konzepts legte der Deutsche Fußball-Bund durch einen Antrag beim International Football Association Board (IFAB). Es handelt sich dabei um das FIFA-Gremium, das Änderungen der Fußballregeln berät und beschließt. Das IFAB genehmigte auf dieser Grundlage ein Pilotprojekt, das sich über die komplette Saison und alle Altersklassen im Männer-, Frauen- und Jugendbereich unterhalb der Regionalliga erstreckt.
So funktioniert das DFB-STOPP-Konzept:
- Nach einem Pfiff heben die Unparteiischen beide Arme über den Kopf und überkreuzen die Handgelenke. Anschließend strecken sie die Arme auf Schulterhöhe voneinander weg und deuten mit einer seitlichen Stoßbewegung an, dass sich die Spieler:innen in ihren jeweiligen Strafraum begeben müssen.
- Trainer:innen, Kapitäne und weitere vom Schiri zugelassene Personen (z.B. Sicherheitskräfte oder Ordner:innen) kommen in den Mittelkreis. Dort wird ihnen vom Schiri der Grund für die Aussetzung des Spiels und die voraussichtliche Dauer der Beruhigungspause genannt. Der Schiri fordert die Trainer:innen und Kapitäne auf, Spieler:innen, Offizielle oder Zuschauer:innen zu beruhigen, damit das Spiel im Anschluss fortgesetzt und ein Spielabbruch verhindert werden kann.
- Sobald das Spiel fortgesetzt werden kann, informiert der Schiri die Kapitäne. Bei Bedarf können sich die Spieler:innen erneut aufwärmen. Weitere Informationen sind im FAQ auf DFB.de zu finden.
Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, sagt: „Trotz zahlreicher Maßnahmen der Verbände kommt es immer wieder zu Gewaltvorfällen beim Fußball – vor allem gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern. Die Stimmung auf vielen Sportplätzen ist leider häufig zu aggressiv und von Respektlosigkeiten geprägt. Das ist inakzeptabel und erfordert weitere Bemühungen, die wir nun auf den Weg gebracht haben. Unsere Maßnahmen erstrecken sich von der Gewaltprävention über die Unterstützung betroffener Unparteiischer bis zur konsequenten Bestrafung der Täter. Ziel ist und bleibt es auf und um die Fußballplätze ein vernünftiges, von Respekt und Anstand geprägtes Miteinander zu erreichen."
DFB schafft Transparenz über Vorfälle
Seit der Saison 2014/2015 lässt der DFB auf Grundlage des Spielberichts der Schiedsrichter:innen jährlich das Lagebild ermitteln. Darin werden die gemeldeten Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle auf Deutschlands Sportplätzen zusammengefasst. Die erfassten Daten dienen zum einen der transparenten Bestandsaufnahme, zum anderen leiten die Verbände daraus Maßnahmen zur Gewaltprävention ab.
Das nun beschlossene Maßnahmenpaket der Verbände umfasst neben dem DFB-STOPP-Konzept folgende weitere Aktivitäten:
Strafrechtliche Anzeigen: Um Straftaten im Zusammenhang mit dem Fußballspielbetrieb effektiver und nachdrücklicher reagieren zu können, haben die Staatsanwaltschaft Berlin und der Berliner Fußball-Verband am 30. Mai 2024 eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Auf deren Grundlage soll sichergestellt werden, dass Fälle von Gewalt, Unsportlichkeit und Diskriminierung von denen der BFV Kenntnis erlangt, künftig schneller und nahezu ausnahmslos der Staatsanwaltschaft Berlin zur Kenntnis gegeben werden (weitere Informationen zur Kooperation).
Anlaufstellen: In allen Landesverbänden des DFB wurden bzw. werden konkrete Ansprechpersonen benannt, die die Unparteiischen im Amateurfußball unterstützen, wenn sie mit Schwierigkeiten konfrontiert sind. Im Berliner Fußball-Verband gibt es seit mehreren Jahren ein Präventionsteam, das mit einer sportpsychologischen Sprechstunde einen besonderen Fokus auf Schiedsrichter:innen legt (weitere Infos). Zudem wird Beratung, Unterstützung bei Konfliktsituationen oder die Vermittlung von weiteren Hilfsangeboten angeboten. Meldungen von Gewalt- und Diskriminierungsfällen jeglicher Art können (auf Wunsch anonym) der BFV-Anlaufstelle hier übermittelt werden.
Perspektivwechsel: 2023 setzten der DFB und seine Landesverbände im Jahr der Schiris zahlreiche Aktivitäten um, die einen Beitrag zum Perspektivwechsel leisten sollten. In Berlin wurde unter anderem die Aktion „Profi wird Pate“ umgesetzt, bei der Neulinge von Bundesliga-Schiris begleitet wurden. Außerdem bietet der BFV seit der Saison 2023/2024 das SR-Praktikum an, durch das Kinder und Jugendliche wertvolle Einblicke in das Schiedsricher:innen-Amt erhalten. Diese Perspektivwechsel sollen das gegenseitige Verständnis erhöhen, für die Herausforderungen der Unparteiischen sensibilisieren und gleichzeitig die faszinierenden Facetten dieser Aufgabe vermitteln.
Erstes Ergebnis war ein Zuwachs an aktiven Schiris. Nachdem die Zahlen vorher rund 20 Jahre lang kontinuierlich rückläufig waren, stiegen sie im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent im Vergleich zu 2022. Dies bedeutete eine erste Trendwende.
Praktische Infos zur Umsetzung des STOPP-Konzepts sowie Anwendungsbeispiele sind hier nachzulesen: STOPP – aktive Gewaltprävention
Textempfehlungen für Lautsprecherdurchsagen zur Kommunikation der Beruhigungspausen auf den Sportanlagen können Vereine hier herunterladen: Durchsagen STOPP-Konzept
Das DFB-STOPP-Konzept und seine Hintergründe kurz zusammengefasst: