Viel zu tun im Frauen- und Mädchenfußball

Während Berlin mit der Anzahl seiner Frauen- und Mädchenteams punktet, gibt es u.a. Verbesserungsbedarf in der Infrastruktur. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel.

Die Ergebnisse des Amateurfußball-Barometers offenbaren Nachbesserungsbedarf bei Verbänden und Vereinen in Deutschland.

Die Auftritte der Frauen-Nationalmannschaft bei der UEFA EURO in England haben Fußball-Deutschland begeistert. Sie können ein Aufbruchssignal sein – auch an der Basis. Allerdings ist für eine verbesserte Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs eine Menge zu tun.  Dies unterstreichen die Ergebnisse der jüngsten Umfrage im Amateurfußball-Barometer.  

Mehr als 4.300 Personen haben sich daran beteiligt. 82 Prozent der Befragten sind Mitglied in einem Fußballverein, die meisten von ihnen in handelnder Funktion. 31 Prozent aktive Spieler:innen haben an der Umfrage teilgenommen. 

Alle Ergebnisse der Umfrage

Anzahl an Teams: Berlin sticht positiv hervor 

56 Prozent der deutschlandweit befragten Personen gaben an, dass ihr Verein Frauen- und Mädchenfußball anbietet. 65 Prozent dieser Vereine haben mindestens eine Frauen- oder Mädchenmannschaft, 25 Prozent haben vier bis sechs Teams, neun Prozent mehr als sieben Mannschaften. Der Berliner Fußball-Verband schneidet hierbei überdurchschnittlich gut ab: 31,4 Prozent der Befragten gaben an, ihr Verein habe vier bis sechs Frauen- und Mädchenmannschaften, während 24,5, und damit über 15 Prozent mehr als der Durschnitt, angaben, ihr Verein verfüge über mehr als sieben Frauen- und Mädchenmannschaften. 

Mangel an Trainer:innen und Kapazitäten in Berlin 

Was sind die wichtigsten Faktoren in einem Verein für eine erfolgreiche Arbeit im weiblichen Bereich? 59 Prozent der Umfrage-Teilnehmer:innen im Amateurfußball-Barometer sagen: (mindestens) eine Person, die sich intensiv um das Thema kümmert. Darüber hinaus hilft aus mehrheitlicher Sicht der Befragten, wenn es schon mindestens eine Frauenmannschaft im Verein gibt (56 Prozent) und qualifizierte Trainer:innen zur Verfügung stehen (55 Prozent). Ebenfalls mehr als die Hälfte (52 Prozent) halten es für wichtig, dass Frauen- und Mädchenfußball ein fester Bestandteil der Vereinsstrategie ist. 

Der Hauptgrund, warum viele Klubs aktuell keine Spielangebote für Frauen und Mädchen zu bieten haben, ist im Barometer schnell identifiziert: Zu wenig Spielerinnen - sagen 80 Prozent. Während Berlin hier ebenfalls bei fast 80 Prozent liegt, sind in der Hauptstadt weitere Hauptgründe aus Sicht der Befragten zu erkennen: 80 Prozent geben fehlende Platzkapazitäten an (Durchschnitt DFB: 16,2 Pronzent), und 85 Prozent fehlende Trainer:innen (Durchschnitt DFB: 34, 1 Prozent). 

83 Prozent halten Nationalspielerinnen für Vorbilder 

83 Prozent der Umfrage-Teilnehmer:innen stimmen der These zu, dass die Nationalspielerinnen als Vorbilder dienen, um Mädchen für den Fußball zu begeistern. Dass die EURO 2022 mit dem Finaleinzug des Teams um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einen Ansporn für Vereine bietet, die Förderung des weiblichen Bereichs voranzutreiben, halten 46 Prozent für zutreffend. 34 Prozent verneinen diese These. 

Wichtigste Maßnahme zur Stärkung des Frauen- und Mädchenfußballs ist laut Barometer für 51 Prozent die Gewinnung von entsprechenden Partnern und Sponsoren – sowohl in Verbänden als auch in den Vereinen selbst. 45 Prozent erachten die Bezuschussung von Qualifizierungsmaßnahmen für Trainer:innen als besonders zielführend, 42 Prozent eine Imagekampagne. Auch diese Maßnahmen können lokal von Vereinen selbst angegangen und unterstützt werden.  

Das Engagement des DFB für den Frauen- und Mädchenfußball bezeichnen 28 Prozent der Befragten als gut oder sehr gut. 22 Prozent halten die bisherigen Aktivitäten des Dachverbandes dagegen für mangelhaft. Der BFV liegt hier mit einer Durchschnittsschulnote von 3,27 leicht über dem Durchschnitt, erkennt aber dennoch klar einen Handlungsbedarf.