„Wir wollen Antisemitismus im Berliner Fußball sichtbar machen!“

Luisa Spengeler und Henrik Frankemölle bekleiden die von der EVZ-Stiftung geförderten Stellen im Berliner Fußball-Verband. Foto: BFV

Im Interview sprechen Luisa Spengeler und Henrik Frankemölle über ihre Aufgaben im Verband und das Eindämmen von Antisemitismus im Berliner Fußball.

Hallo Luisa, Hallo Henrik!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein kurzes Gespräch nehmt.

Luisa, du bist schon ein knappes Jahr beim BFV im Bereich Gesellschaftliche Verantwortung tätig und bekleidest seit Juli die von der Stiftung EVZ geförderte Stelle. Seit Mitte Juli erhältst du hier Unterstützung von Henrik, der bei uns als Werkstudierender tätig ist. Erzählt doch bitte beide einmal kurz, wie ihr zum BFV gekommen seid und was ihr davor gemacht habt?

Luisa Spengeler: Ich bin seit Dezember letzten Jahres beim BFV, habe vorher meinen Master in kulturwissenschaftlicher Linguistik absolviert und wusste, dass ich in den Bereich Gleichstellung wollte. Da habe ich die Stellenausschreibung beim BFV gesehen und weil ich eh privat öfter zu Berliner Fußballspielen gehe, hat das sehr gut gepasst.
Henrik Frankemölle: Ich bin seit Mitte Juli beim BFV als Werkstudierender tätig und studiere im Master interdisziplinäre Antisemitismusforschung. Da ich mein Leben lang schon Fußballfan bin, brauchte ich bei der vom BFV ausgeschriebenen Stelle nicht lange überlegen.

Luisa, du befasst dich mit den Themen Antidiskriminierung & sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Henrik, du bist Werkstudierender im Bereich Antisemitismus und Antidiskriminierung. Wie habt ihr euch bisher in euren Positionen, bzw. generell beim BFV eingelebt und wie funktioniert eure Zusammenarbeit?

LS: Durch meine Doppelfunktion hat es definitiv etwas gebraucht, aber mittlerweile habe ich mich sehr gut eingelebt und gerade die Teamarbeit und der Austausch mit Henrik hat sehr viel Struktur in meine tägliche Arbeit gebracht. Darüber hinaus habe ich das Gefühl, durch Führungskräfte und Geschäftsführung absoluten Rückhalt zu haben und so Themen platzieren zu können.
HF: Ich habe mich sehr gut beim BFV eingelebt und finde es spannend, den Fußball mal aus der Verbandsperspektive zu sehen. Ich schätze es sehr, einen gewissen Freiraum in meinem täglichen Arbeiten zu haben und gemeinsam mit Luisa etwas vorantreiben zu können.

Das klingt nach einer sehr guten Basis. Kommen wir mal speziell auf die Stiftung zu sprechen: erläutert doch bitte kurz, wie es zur Förderung durch die EVZ kam und wie sie vom BFV ausgestaltet wird.

LS: Wir wurden von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des BFV auf die Stiftung aufmerksam gemacht, haben uns gezielt auf das Projekt beworben und sind sehr glücklich, für die Förderung ausgewählt worden zu sein.
HF: Unser Ziel für die Projektlaufzeit von zwei Jahren ist in erster Linie, Antisemitismus auf den Berliner Fußballplätzen sichtbar zu machen. Wir wollen alle Beteiligten des Berliner Fußballs für das Thema Antisemitismus sensibilisieren, wollen im Verband klare Richtlinien gegen Antisemitismus und Diskriminierung setzen und unsere Verbandsarbeit im Bereich Antidiskriminierung transparent machen.

Ihr habt gerade schon angesprochen, dass die Verbandsarbeit zu diesem Thema transparent geschehen soll. Welche Aufgaben nehmt ihr in eurer Rolle beim BFV im Arbeitsalltag wahr und wie knüpfen sie an das Motto des Förderprogramms „Strukturen schaffen gegen Antisemitismus“ an?

LS und HF: Unsere Arbeit lässt sich aufteilen in einen aktiven und einen präventiven Teil. Zum aktiven Teil gehört beispielsweise, dass unsere Woche damit anfängt, dass wir uns die Sonderberichte der Schiedsrichter:innen des vergangenen Wochenendes und vergangene Sportgerichtsurteile vornehmen, etwaige Diskriminierungsvorfälle dokumentieren und im Anschluss schauen, ob zu Einzelfällen weitere Maßnahmen in Betracht gezogen werden müssen. Ein weiterer Punkt ist die Organisation von Schulungen für alle Beteiligten des Berliner Fußballs. Zu dem präventiven Teil und speziell auf das Motto des Projekts bezogen, zählen konzeptionelle Aufgaben, mit denen wir versuchen, strukturelle Veränderungen im Verband voranzutreiben. Das fängt damit an, dass wir die Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) etablieren wollen, um deutlich zu machen, dass der Berliner Fußball geschlossen gegen Antisemitismus steht.

Warum hat für euch gerade Fußball das Potenzial, Diskriminierung und Anfeindungen entgegenzuwirken?

LS und HF: Fußball ist ein Teamsport, man kommt zusammen und arbeitet für ein gemeinsames Ziel. Darüber hinaus ist Fußball, gerade in Berlin, unglaublich vielfältig. Menschen mit verschiedensten Nationalitäten und Hintergründen treffen Woche für Woche aufeinander. Das bietet die Möglichkeit, Toleranz zu entwickeln, Vorurteile aufzulösen und Diskriminierung entgegenzuwirken.

Durch seine Vielfalt begegnen sich gerade in Berlin auf den Fußballplätzen jedes Wochenende unterschiedlichste gesellschaftliche Gruppen. Wie schafft man es, Antisemitismus und Diskriminierung dort die Stirn zu bieten?

LS und HF: Die Stirn bieten ist definitiv das langfristige Ziel. Zuallererst ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein zu schaffen, um dann Maßnahmen einzuleiten und geschaffene Strukturen zu nutzen, Antisemitismus und Diskriminierung auf den Berliner Fußballplätzen entgegenzuwirken. Grundsätzlich ist es so, dass Vorfälle gemeldet werden und auch bei uns als Verband ankommen sollten, um dokumentiert und somit nach Wunsch der Betroffenen begleitet zu werden. Damit wird ein Bewusstsein geschaffen und es gibt uns die Möglichkeit, weitere Handlungsschritte einzuleiten. Die Meldung kann zum einen durch die Schiedrichter:innen in Form eines Sonderberichts gelten, hierfür kann aber auch von allen Beteiligten der „Melde-Button“ für Gewalt- und Diskriminierungsfälle genutzt werden.

Vielen Dank für das Gespräch, ihr beiden!

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