125 Jahre BFV: Die Traditionsgemeinschaft des Fußballsports

Die „VAR Traditionsgemeinschaft des Fußballsports Berlin e.V.“ widmet sich seit 1926 der Bewahrung der Geschichte und dem geselligen Beisammensein.

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des BFV im Jahr 2022 blicken Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider vom Verein Sport:Kultur e.V. in einer Artikelserie auf die bewegte Geschichte des Berliner Fußballs zurück. Dazu erscheinen in regelmäßigen Abständen Texte zu vielfältigen historischen Themen. Zum Endspieltag des defendo-Pokals der Senioren und Altliga befasst sich dieser Beitrag mit einem außerordentlichen Mitglied des BFV, der „VAR Traditionsgemeinschaft des Fußballsports Berlin e.V.“.

Gründung durch die Pioniere

Am 26. Februar 1926 versammelten sich im Kreuzberger Lokal „Weißer Mohr“ zahlreiche Herren um die Fünfzig. Es schien, dass sich hier Kaufleute, Betreiber örtlicher Betriebe oder Handwerksmeister zu einem geselligen Abend trafen. Doch es waren die Pioniere des Berliner Fußballs, die in den Jahren zwischen 1880 und 1914 den Ball in der Stadt und zum Teil sogar in Deutschland ins Rollen und auf das Feld brachten. Eingeladen hatte Emil Wernicke, der bei Germania 1888, dem ältesten deutschen Fußballverein, den Spielbetrieb organisierte. Georg Leux war gekommen, der 1885 den BFC Frankfurt als ersten Fußballverein in der Stadt gegründet hatte. Und auch Georg Demmler nahm Platz, auf den in erheblichem Maße die Initiative zur Gründung des DFB zurückging. In einer Zeit, als der Fußball in Deutschland und insbesondere der Metropole Berlin zunehmend die Massen begeisterte, schufen jene Rasensportler einen Verein zur Bewahrung der Geschichte und des Zusammenhalts, auf den die heute noch rührige „VAR Traditionsgemeinschaft des Fußballsports Berlin e.V.“ zurückgeht.

Die Vereinigung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wie alle Sportorganisationen von den Alliierten verboten. Zwar tagten die „Alten“ bereits am 12. Oktober 1946 wieder im NNW-Kasino, wiederum auf Betreiben von Emil Wernicke, doch erst 1950 konstituierte sich die VAR erneut. Ihre Mitglieder kamen aus allen Bezirken der Stadt, unabhängig auf welche Seite der Kalte Krieg und die doppelte Staatsgründung sie 1949 verschlagen hatte. Erst der Mauerbau im August 1961 trennte die Sportkameraden für drei Jahrzehnte. Etwa ein Zehntel von ihnen lebte damals im Osten Berlins und konnte bis 1989 nicht mehr aktiv am Vereinsleben teilnehmen.

Bis heute einzigartige Gemeinschaft

Die Deutsche Wiedervereinigung 1990 stellte auch für die „Alten Rasensportler“ einen Glücksfall dar. Berliner Fußballtradition konnte nun wieder gemeinsam gelebt werden. Doch die Teilung über dreißig Jahre blieb nicht ohne Folgen. Da die Rahmenbedingungen des Sports und das persönliche Erleben unterschiedlich waren, finden heute mehr Sportkameraden aus dem Westen den Weg in die Traditionsgemeinschaft, die kontinuierlich nur in diesem Teil der Stadt existieren konnte.

Mit den Generationen ändern sich Formen der Erinnerung und Erwartungen an Traditionsvereine des Fußballs. Übereinstimmend ist jedoch seit Beginn des Sports das Bedürfnis nach Rückbesinnung, Bewahrung der Leistungen und geselligem Beisammensein. Die „VAR Traditionsgemeinschaft des Fußballsports Berlin e.V.“, als außerordentliches Mitglied des vor fast 125 Jahren gegründeten Berliner Fußball-Verbandes und einzige Gemeinschaft dieser Art unter dem Dach des DFB, setzt in diesem Sinne die Idee des Zusammenhalts der Wegbereiter des Berliner Fußballs aus dem Jahre 1926 noch immer erfolgreich um.

Der erste Teil der Artikelserie ist im digitalen Programmheft zu den Berliner Pokal-Endspielen erschienen und befasst sich mit der Historie der Berliner Pokalwettbewerbe. Der Beitrag ist hier nachzulesen (ab Seite 38): ePaper „Pokalfieber“