Vor genau 80 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen. Mehr als eine Million Menschen waren allein dort zwischen März 1942 und November 1944 in einem beispiellosen Vernichtungswillen ermordet worden. Auschwitz steht heute stellvertretend für den nationalsozialistischen Rassenwahn. Der 27. Januar ist zu einem Tag des Gedenkens seiner Opfer geworden. Auch die deutsche Fußballfamilie nutzt den jährlichen Erinnerungstag (siehe Artikel), um innezuhalten und sich darauf zu besinnen, dass sich derartiges nie wiederholen darf.
In Gedenken, an diejenigen, die durch die Nationalsozialist:innen verfolgt, deportiert und ermordet wurden, legten Vertreter:innen des Berliner Fußball-Verbands, des Landessportbundes Berlin (LSB), des schwulen Anti-Gewalt-Projekts MANEO, des 1. FC Union Berlin sowie von Hertha BSC am Vormittag des 27. Januar 2025 mehrere Kränze am Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald nieder. „Rechtspopulistische und rechtsextreme Strömungen gewinnen in den letzten Jahren stärker an Zulauf und gefährden das demokratische Miteinander in unserem Land“, betont BFV-Präsident Bernd Schultz. „Wir müssen die verbindende Kraft des Fußballs nutzen, um diesen Tendenzen entgegenzuwirken. Unser Sport bringt Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen zusammen und unsere Vereine sind Orte der Demokratiebildung, denn sie ermöglichen Begegnungen, Teilhabe und aktive Partizipation. Diese Gemeinschaft gilt es, vor Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit zu schützen.“
Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin
Der Berliner Fußball-Verband engagiert sich mit vielfältiger Antidiskriminierungsarbeit dafür, dass sich jedes Mitglied des TEAM BERLIN auf und neben dem Platz sicher fühlen kann. Um sich mit weiteren Vertreter:innen der Zivilgesellschaft zu vernetzen, die für die Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung einstehen, ist der BFV dem Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin beigetreten (siehe Artikel).
Das Bündnis zählt mehr als 20 Mitglieder darunter Wohlfahrts- und Sozialverbände, Gewerkschaften, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften sowie weitere Verbände und Vereine der Hauptstadt. Sie verbindet ein klares Bekenntnis gegen fremdenfeindliche, rassistische, antisemitische, nationalistische und menschenverachtende Ansichten.
BFV bekennt sich zu Arbeitsdefinition von Antisemitismus
Neben dem Ausbau seines Netzwerkes hat der Berliner Fußball-Verband kürzlich weitere konkrete Maßnahmen zur Stärkung seiner Antidiskriminierungsarbeit vollzogen. Um die Präventionsarbeit im Bereich Antisemitismus zu stützen, bekennt sich der BFV zur Anwendung der Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). In Deutschland wird die Definition unter anderem von der Bundesregierung angewandt. Im organisierten Fußball findet sie Verwendung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL) oder auch die Berliner Vereine Hertha BSC und Tennis Borussia. Die IHRA definiert Antisemitismus wie folgt:
Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. (siehe Artikel, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus)
Die Anwendung dieser Arbeitsdefinition im BFV dient neben der Sensibilisierung zum Thema, auch als Orientierung und als Instrument, um antisemitische Vorfälle zu erkennen und einzuordnen. Die durch die IHRA definierten Kriterien unterstützen außerdem bei der Entwicklung geeigneter Maßnahmen, um antisemitischen Vorfällen präventiv entgegenzuwirken.
Alon Meyer, Präsident von MAKKABI Deutschland, sagt: "Das Fußballjahr 2024 verdeutlichte uns einmal mehr auf schmerzliche Weise die fortwährende Präsenz von Antisemitismus auf unseren Sportplätzen. Exemplarisch dafür stehen die antisemitischen Hetzjagden rund um das Europa League Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel-Aviv oder auch die antisemitischen Entgleisungen gegen die B-Jugend von Makkabi Berlin - und das unmittelbar vor dem Gedenken an die Reichspogromnacht. Leider wird bei antisemitischen Vorfällen viel zu oft nicht angemessen reagiert und gar nicht erst eingegriffen. Um Antisemitismus frühzeitig zu erkennen und somit besser bekämpfen zu können, folgt nun auch der Berliner Fußball-Verband (BFV) der Antisemitismus-Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Als Präsident des jüdischen Dachsportverbands MAKKABI Deutschland begrüße ich die Übernahme der IHRA-Definition durch den BFV ausdrücklich und hoffe, dass viele weitere Fußballlandesverbände diesem guten Beispiel folgen werden, um die eigenen Vereine und Mitglieder über gegenwärtigen Antisemitismus aufzuklären und für problematische Verhaltensweisen auf und neben dem Sportplatz zu sensibilisieren."
Weitergehende Informationen zur IHRA-Definition und ihrer Anwendung im BFV können hier nachgelesen werden: Die IHRA-Definition im BFV
Trikotnummer 88: BFV-Präsidium wird Nicht-Vergabe beantragen
Die Symbolik der Zahl „88“ als rechtsextremer Code ist allgemein bekannt (die Bedeutung dieser und anderer rechtextremer Symboliken kann in der DFB-Broschüre „Gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung“ nachgelesen werden). Zahlencodes wie dieser spielen eine zentrale Rolle in rechtsextremen Kreisen, da sie es ermöglichen, strafbare Botschaften unauffällig zu verbreiten. Um dem Einhalt zu gebieten und ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus im Berliner Fußball zu setzen, wird das BFV-Präsidium zum Ordentlichen Verbandstag im November 2025 einen Antrag an die Spielordnung einbringen, der ein Verbot der Rückennummer „88“ sowie die Sanktionierung bei Nichtbeachtung vorsieht.
Vor dem geschichtlich-politischen Hintergrund des Nationalsozialismus gibt es keine Rechtfertigung für die Verwendung dieser Rückennummer, zumal ausreichend Alternativen zur Verfügung stehen. Eine gängige Erklärung, die Zahl sei beispielsweise mit dem Geburtsjahr verknüpft, ist nicht tragbar, da die Symbolik der „88“ als rechtsextremer Code allgemein bekannt ist und die Verwendung als Positionierung einer rechtsextremen und diskriminierenden Haltung verstanden werden muss. In dieser Handhabung folgt der BFV anderen Landesverbänden des DFB, die sich bereits für das Verbot der Rückennummer ausgesprochen haben.
Weitere Informationen zum Engagement des BFV sind hier zu finden: Antidiskriminierung
Meldungen von Gewalt- und Diskriminierungsfällen jeglicher Art können (auf Wunsch anonym) hier erfolgen: Melde-Button