"So eine Saison ist wie ein Marathon“

In der Sportschule Wannsee stand die Torhüterin von Viktoria Berlin im Vorfeld des Endspiels Rede und Antwort. Foto: sr pictures Sandra Ritschel.

Im Interview spricht Viktoria Berlin-Torhüterin Inga Buchholz über das anstehende Polytan-Pokalfinale, ihre Karriere und den Frauenfußball.

Am Sonntag, den 30. April 2023 steigen im Volksparkstadion Mariendorf (Prühßstraße 90, 12105 Berlin) die Endspiele um den Polytan-Pokal. Um 15:00 Uhr stehen sich dabei der FC Viktoria 1889 Berlin und der SFC Stern 1900 im Finale der 1. Frauen gegenüber. Anlässlich dieses Spiels sprach der BFV mit Viktoria-Keeperin Inga Buchholz u.a. über ihre Karriere, die Bedeutung eines Pokalsieges und die Entwicklung des weiblichen Fußballs: 

Herzlichen Glückwunsch zum Finaleinzug. Bald steigt das Endspiel gegen Stern 1900 im Stadion Mariendorf. Wie groß ist die Vorfreude auf dieses besondere Spiel?  

Mega groß! Ich mag Pokalspiele sehr gerne und das Pokalfinale ist immer geil, weil es in einem coolen Stadion ausgetragen wird, meist gutes Wetter ist, viele Zuschauer da sind und weil da für den Frauenfußball immer richtig was los ist.  

Bereits im vergangenen Jahr standest Du mit Viktoria im Finale, das ihr mit 0:2 gegen Türkiyemspor verloren habt. Wie sehr steigert die Erinnerung daran den Ehrgeiz, es in dieser Saison schaffen zu wollen?  

Auf jeden Fall steigert das den Ehrgeiz. Ich habe mich letzte Saison sehr geärgert. Da hätten wir gerne den Pokal geholt. Diese Saison ist es noch mal etwas besonderer, weil wir mit der Regionalliga-Meisterschaft die Chance auf ein Double haben, wenn wir an der Tabellenspitze bleiben. Das macht es natürlich noch mal interessanter. Daher ist es diesmal fast noch wichtiger als letzte Saison.  

Im Stadion Mariendorf gab es letztes Jahr eine große Kulisse, mit der auch in diesem Jahr zu rechnen ist. Wie beurteilst Du generell das gestiegene Zuschauendeninteresse im Frauenfußball?  

Wird mal Zeit, würde ich sagen. Es macht Spaß und es ist auch immer cool, nach unseren Spielen mit Fans zu reden und Leute zu treffen, die sagen, dass sie zu jedem Heimspiel kommen. Das ist eine coole Entwicklung, die es in letzter Zeit gegeben hat. Auch durch die letzte Frauen-EM ist noch mal ein Schub gekommen, weil die Atmosphäre beim Frauenfußball vielen gefallen hat.  

Gab es Momente, in denen du dich aufgrund deines Geschlechts im Fußball nicht akzeptiert gefühlt hast?  

Nein, eigentlich gar nicht. Es war immer eher etwas Besonderes, wenn mal als Mädchen in einer Mannschaft war und wenn man dann gute Leistungen gezeigt hat, waren die meisten beeindruckt. Da muss ich sagen, dass ich eigentlich nicht so die negativen Erfahrungen gemacht habe, sondern dass die Leute es cool fanden, wenn man sich als Mädchen zu den Jungs ins Tor stellt. 

Viktoria hat im Pokal wie auch in der Liga die Chance, sich über den Titelgewinn für den DFB-Pokal zu qualifizieren. 2015 standest du dort mit dem 1. FC Lübars im Viertelfinale, wo ihr nur ganz knapp am SC Freiburg gescheitert seid. Welche Erinnerungen hast Du noch daran?  

Ich weiß noch, dass wir überrascht waren, dass wir es so weit geschafft haben. Wir hatten damals auch etwas Losglück, muss man sagen. Und dann war es einfach cool, so einen besonderen Gegner zu ziehen und gegen solche Spielerinnen zu spielen. Ich war gerade mal 18 Jahre alt. Meine komplette Familie ist aus ganz Deutschland hergekommen, um sich das Spiel anzugucken. Das wäre cool, wenn man sowas mal wieder erleben könnte.  

Vorher steht aber natürlich noch das Finale im Landespokal an. Wie werden Du und Dein Team die Partie angehen, um den Sieg zu holen?  

Wir haben uns diese Saison dadurch ausgezeichnet, dass wir jedes Spiel, auch in der Liga, so angehen, als wäre es ein Endspiel. So eine Saison ist wie ein Marathon und es reicht nicht, nur ein paar Spiele gut zu spielen, sondern man muss immer gut spielen. Ich glaube, wir haben auch auf Grund unserer Mentalität ein paar Siege geholt, die vielleicht in anderen Saisons nicht möglich gewesen wären. Ich hoffe, dass wir das auch im Pokalfinale wieder auf den Platz kriegen. 

Dies ist eine gekürzte Version des BFV-Interviews mit Inga Buchholz. Der vollständige Text kann gemeinsam mit vielen weiteren spannenden Hintergrundinformationen sowie unterhaltsamem Video-Content zu den Finals im digitalen Programmheft eingesehen werden: ePaper zu den Polytan-Pokalendspielen

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