50 Jahre Frauenfußball

Im Januar 2020 verzeichnet der BFV insgesamt 22.290 weibliche Mitglieder, 75 der 382 gemeldeten Berliner Fußballvereine verfügen über mindestens ein Frauen bzw. Juniorinnen-Team – viel hat sich getan seit der Aufhebung des Frauenfußballverbots durch den DFB am 31. Oktober 1970, doch die Entwicklung ist noch lange nicht am Ende.

Im Jahr 2020 feiert der deutsche Frauenfußball 50-jähriges Bestehen. Der BFV nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um die historische Entwicklung näher zu beleuchten, wichtige Persönlichkeiten des Berliner Frauenfußballs vorzustellen und einen Ausblick auf die Zukunft zu werfen. Dazu werden sowohl hier auf der BFV-Homepage als auch in den sozialen Netzwerken in regelmäßigen Abständen neue Inhalte veröffentlicht.

50 Persönlichkeiten des Berliner Frauenfußballs

A

Abendroth, Silvia
- Nachfolgerin von Hannelore Kloninger als Frauen-Referentin im BFV

B

Baschkowski, Elke
- Spielerin der ersten Stunde
- Trainerin unter anderem beim SC Siemensstadt

Becher, Inken
- Spielerin beim Berliner SV 92, Tennis Borussia Berlin und Turbine Potsdam
- von 1997 bis 2005 deutsche A-Nationalspielerin (13 Spiele)

Bernhard, Anouschka
- Spielerin beim VfL Sindelfingen und FSV Frankfurt
- arbeitete als Jugendkoordinatorin bei Hertha BSC
- aktuell Trainerin der deutschen U16-Juniorinnen-Nationalmannschaft

Bogs, Maja
- Spielerin bei der BSG EAB Lichtenberg
- gewann fünfmal die Ostberliner Meisterschaft
- Trainerin und Verantwortliche der Frauen-Abteilung des 1. FC Lübars
- Klassensprecherin der Frauen im BFV

Brüdgam, Sibylle
- Spielerin bei Turbine Potsdam und Tennis Borussia Berlin
- Kapitänin beim ersten und einzigen Länderspiel der DDR-Frauen gegen die CSSR am 9. Mai 1990

C

Cygon, Rita
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin
- Deutsche Vizemeisterin 1976 und 1983
- vielfache Berliner Meisterin und Pokalsiegerin

D

Danelski, Hans-Georg
- engagiert sich seit fast 20 Jahren im Mädchenfußball

Dickow, Thorsten
- Trainer beim SC Borsigwalde
- Staffelleiter Mädchen
- Referent Spielbetrieb Frauen & Mädchen

Dogan, Murat
- Trainer und Abteilungsleiter Frauen und Mädchen bei Türkiyemspor Berlin

E

Elger, Kerstin
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin
- ARD "Tor des Monats" im Oktober 1996
- Gewinnerin des DFB-Ü35-Frauen-Cups mit TeBe (2013)

F

Feinbube, Petra
- Spielerin bei Hertha 03 Zehlendorf, Tennis Borussia Berlin und Blau-Weiß Hohen Neuendorf
- Berliner Meisterin und Pokalsiegerin
- Gewinnerin des DFB-Ü35-Frauen-Cups mit TeBe (2013)

Friedrich, Irit
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin
- Gewinnerin des ersten DFB-Ü35-Frauen-Cups (2013) mit TeBe

G

Göcke, Christa
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin
- Deutsche Vizemeisterin 1976 und 1983
- vielfache Berliner Meisterin und Pokalsiegerin

Görgens, Gaby
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin und Turbine Potsdam

Gottemeier, Dietmar
- seit 51 Jahren Mitglied bei Minerva 93, seit 28 Jahren Vorsitzender
- seit Jahrzehnten verantwortlicher Trainer und Rückhalt für die Frauenmannschaft des Vereins

Groß, Gaby
- Spielerin bei Meteor 06 und Tennis Borussia Berlin
- mehrfach Berliner Meisterin und Pokalsiegerin

H

Hagedorn, Günter
- Fußballtrainer und Funktionär seit über 30 Jahren
- langjähriger Geschäftsführer der Spandauer Kickers, wo er eine Frauen- und Mädchenabteilung mit großem Erfolg aufbaute

Halfter, Jörg
- BFV-Referent für den Frauenspielbetrieb

Heinrich, Ingrid
- Mädchenreferentin des BFV

Heinrich, Peter
- Mädchenauswahltrainer des BFV
- Trainer von Hertha 03 Zehlendorf - Mädchen

Herrmann, David
- Gründungsmitglied und langjährige Tätigkeit in verschiedenen Funktionen beim FFC Berlin

Hess, Constanze
- Spielerin bei Blau Weiß 1890 Berlin
- langjähriges Engagement für den Verein und die Frauenmannschaft

Hingst, Ariane
- Spielerin bei Hertha 03 Zehlendorf, 1.FFC Turbine Potsdam, Djurgardens IF, 1. FFC Frankfurt
- von 1996 bis 2011 deutsche Nationalspielerin (174 A-Länderspiele, 10 Tore)
- Co-Trainerin beim VfL Wolfsburg, Newcastle United Jets, Canberra United

I

-

J

Jacobeit, Arnim
- Trainer der Frauenmannschaft des MSV 06

Jäger, Ilona
- Trainerin beim 1. FC Union Berlin - D- bis B-Juniorinnen

K

Kloninger, Hannelore
- Frauenreferentin im BFV

Knüp, Anne
- Spielerin bei Meteor 06, Tennis Borussia Berlin und SV Bergisch Gladbach 09
- ein Einsatz für die Deutsche A-Nationalmannschaft

Kobelt, Kati
- erfolgreiche Spielerin und Schiedsrichterin beim BFV, NOFV und DFB

Krüger, Giovanna
- Abteilungsleiterin Frauen und Mädchen bei Türkiyemspor Berlin

Kümmel, Manfred
- Gründer der Frauen- und Mädchenabteilung beim SV Adler Berlin und dort seit 30 Jahren engagiert

L

Lange, Nico Ingrid
- Spielerin der ersten Stunde
- aktuell Trainerin bei Pro Sport Berlin

Lehmann, Christine
- seit 1974: Spielerin beim SC Siemensstadt, CSV 97, BSV 92 und SC Gatow/BW Spandau
- 1998 bis 2008: Trainerin verschiedener Mädchenteams ihres Heimatvereins SC Gatow
- Erwerb der Trainer B-Lizenz, Stützpunkttrainerin Mädchenkonzept und Teamerin beim DFB-Mobil
- seit 2011: Referentin für Mädchenfußball im Jugendausschuss
- seit 2017: stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball

Lorenzen, Silke
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin
- Deutsche Vizemeisterin 1976 und 1983
- vielfache Berliner Meisterin und Pokalsiegerin

M

Michalke, Helmut
- Trainer Meteor 06
- mit Meteor 06 als erste Berliner Mannschaft im DFB-Pokal-Halbfinale der Frauen (1980/81)
- mehrfacher Berliner Meister und Pokalsieger

N

Nicklas, Kathrin
- Spielerin bei der BSG KWO Berlin und dem 1. FC Union
- ein A-Länderspiel für die Nationalmannschaft der DDR
- 2003/04: Trainerin beim 1. FC Union und Auswahltrainerin beim BFV
- ehrenamtlich im Ausschuss des DFB und NOFV für Frauen- und Mädchenfußball tätig

Nietzeldt, Alexandra
- Angefangen als Spielerin beim CSV 97
- zuletzt Trainerin beim CSV Olympia 97

O

-

P

Poese, Ailien
- Spielerin, Trainerin und Abteilungsleiterin beim 1. FC Union Berlin
- seit 2008 für den BFV tätig, seit 2013 hauptamtlich
- Fußballlehrerin und Verbandstrainerin (weibliche Talentförderung)

Q

-

R

Roßbach, Micky
- Trainer der Frauen von Hertha 03 Zehlendorf
- mehrfacher NOFV-Meister
- Berliner Pokalsieger

S

Schäning, Dirk
- langjährige Trainertätigkeit verschiedener Frauenmannschaften (teilweise gleichzeitig), unter anderem beim FCK Frohnau und SC Borsigwalde

Scheinig, Klaus
- Trainer bei Meteor 06 und Hertha BSC

Schmidt, Beate
- aktive Förderin des Frauenfußballs
- jahrelang verantwortlich für den Spielbetrieb beim TuS Makkabi

Schumacher, Liane
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin
- Deutsche Vizemeisterin 1976 und 1983
- vielfache Berliner Meisterin und Pokalsiegerin

Seidemann, Gerhard "Mütze"
- seit 1988: Aufbau der Frauen- und Mädchenmannschaften beim MSV 06
- 1993: Wechsel zur TSV Helgoland
- 2016: Fusion des MSV 06 und der TSV Helgoland zum TSV Mariendorf

Seyde, Jacqueline
- Trainerin beim 1. FC Union Berlin - D- bis B-Juniorinnen

Sporleder, Cornelia
- jahrelang verantwortlich für den Mädchen-Schulfußball in Berlin und den Drumbo-Cup für Mädchen

Stoppa, Margit
- zwischen 1975 und 1982 mehrfach Berliner Meisterin als Spielerin von Motor Köpenick
- seit 1984 in verschiedenen Gremien und Verbänden tätig
- DFB-Ausschussvorsitzende Frauen- und Mädchenfußball

Streuffert, Barbara "Charly"
- Langjährige Spielerin und Trainerin von Tennis Borussia Berlin
- Deutsche Vizemeisterin 1976 und 1983, vielfache Berliner Meisterin und Pokalsiegerin

T

-

U

-

V

-

W

Wahnschaffe, Gaby
- seit 1974 erst Spielerin, dann Trainerin und schließlich Abteilungsleiterin Frauenfußball bei Tennis Borussia Berlin

Walter-Ahrens, Tanja
- Spielerin bei Tennis Borussia Berlin und Turbine Potsdam
- Vorsitzende des Ausschuss Frauen- und Mädchenfußball des BFV

Weber, Elke
- seit 2007 beim SFC Stern 1900: erst als Junioren-Betreuerin, später Juniorinnen und Frauen-Betreuung

Weiß, Andreas
- Abteilungsleiter Frauen- und Mädchenfußball bei Berolina Mitte

Wigger, Julia
- Spielerin bei BW Mahlsdorf Waldesruh
- Spielerin, Trainerin und Leiterin der Frauen- und Mädchenabteilung beim 1. FC Union Berlin

Wusterhausen, Marion
- Spielerin und Abteilungsleiterin im Vorstand des 1. FC Lübars

X

-

Y

-

Z

-

Statistiken des Berliner Frauenfußballs

Die Gesamtzahl der weiblichen Mitglieder im BFV stieg seit 2018 von 18.135 auf 22.290. Das entspricht einem Zuwachs von 22,9 Prozent.

382 Vereine sind im Berliner Fußball-Verband gemeldet, 75 davon verfügen über mindestens ein Frauen- bzw. Juniorinnen-Team. Das entspricht einem Anteil von rund 20 Prozent. Sieben reine Frauenfußballvereine sind registriert.

Der BFV zählt 90.505 aktive Mitgliedschaften, 6.831 davon sind weiblich. Das entspricht einem Anteil von rund 8 Prozent.

134 Juniorinnen-Teams waren 2019/20 im Spielbetrieb des BFV gemeldet.

66 Juniorinnen-Teams waren es zu Beginn der Erfassung 1996/97.

Seit 1996/97 ist die Zahl der Juniorinnen-Teams in Berlin um das 2,03-fache gestiegen.

Der SV Blau Weiß Berolina Mitte 49 ist mit insgesamt elf Mannschaften der Berliner Verein mit den meisten gemeldeten Frauen- bzw. Juniorinnenteams. Es folgen Türkiyemspor Berlin und Borussia Pankow mit jeweils neun Teams.

(Stand: 1. Januar 2020)

 

 

Geschichte des Frauenfußballs in Westberlin

Am 30. Juli 1955 verbietet der Deutsche Fußball-Bund seinen Vereinen Frauenabteilungen zu gründen oder Frauen Sportplätze zur Verfügung zu stellen. Trotz dieses Verbotes entwickelt sich in den Folgejahren eine selbstorganisierte Frauenfußballbewegung. Es kommt zur Gründung erster Damenfußballverbände und –vereine sowie zur Austragung erster Auswahlspiele gegen ausländische Teams – auch in Westberlin.

Im Oktober 1957 wird im Berliner Mommsenstadion eines der ersten Frauen-Länderspiele zwischen Deutschland und Holland ausgetragen, das die deutsche Elf mit 2:0 gewinnen kann. Nur wenig später findet am 2. und 3. November 1957 auf Initiative der "International Ladies Football Association" (ILFA) die erste inoffizielle Europameisterschaft im Poststadion statt. Teilnehmer sind die Teams der Mitglieder des im August desselben Jahres gegründeten Verbands: England, Österreich, Holland und Deutschland. Im Endspiel unterliegt das deutsche Team den Engländerinnen schließlich mit 0:4.

Erste inoffizielle Meistertitel für Schwarz-Weiß Spandau und Preußen Wilmersdorf

Erst am 31. Oktober 1970 sieht sich der DFB dazu gezwungen, dem Druck der deutschen Frauenfußballbewegung nachzugeben und das langjährige Verbot aufzuheben. Zu diesem Zeitpunkt existieren aber bereits etliche Frauenmannschaften, die überall in Deutschland heimlich ihren Sport ausüben. In Westberlin gründen Ende der 1960er Jahre der 1. FC Lübars und Tennis Borussia Berlin die ersten Frauenfußballabteilungen, es folgen Wacker 04 Berlin und Schwarz-Weiß Spandau.

Mit der Auflösung des Frauenfußballverbots durch den DFB steht der Aufnahme des organisierten Spielbetriebs nichts mehr im Wege. Die erste – wenn auch noch inoffizielle –Meisterschaft Westberlins startet schließlich am 18. April 1971. Insgesamt kämpfen 28 Teams um den Titel, den sich Schwarz-Weiß Spandau Ende November mit einem 2:0-Erfolg im Finale gegen Tennis Borussia Berlin sichern kann. Auch im Folgejahr wird die Meisterschaft der Damen, diesmal mit 29 Teams, im gleichen Modus ausgetragen. Am Ende der Saison stehen wieder die TeBe-Frauen im Finale, in dem sie aber erneut knapp scheitern. Preußen Wilmersdorf gelingt ein überraschender 2:1-Sieg und der Titelgewinn bei der zweiten inoffiziellen Westberliner Meisterschaft.

TeBe gewinnt im dritten Anlauf den ersten offiziellen Westberliner Meistertitel

Die ersten beiden Spielzeiten wecken das Interesse von Zuschauern und Medien in Westberlin und so wird es Zeit, dass sich der Spielbetrieb weiterentwickelt. Die Saison 1973 ist daher die letzte, die im alten Rundenmodus mit abschließender Endrunde ausgetragen wird, bevor es zu einer Einteilung von Leistungsklassen kommt. Im dritten Anlauf kann das Team von Tennis Borussia schließlich das Finale gegen Meteor 06 im Elfmeterschießen für sich gewinnen und krönt sich zum ersten offiziellen Meister Westberlins, als welcher sie sich automatisch auch für die beim DFB-Bundestag beschlossene erste Deutsche Meisterschaft der Frauen qualifizieren.

Im folgenden Jahr führt der VBB (Verband Berliner Ballsportvereine, Vorgänger des BFV) zudem erstmals eine Pokalrunde ein. Das erste Endspiel des neuen Wettbewerbs findet am Himmelfahrtstag 1974 statt. Vor 800 Zuschauern gewinnen die Frauen von Meteor 06 gegen den amtierenden Westberliner Meister Tennis Borussia mit 3:0 und sichern sich den ersten offiziellen Pokaltitel.

TeBe und Meteor 06 dominieren bis zur Wiedervereinigung

Generell besteht der Westberliner Frauenfußball in den Anfangsjahren aus einem größeren Pool von Mannschaften, deren Anzahl in der Zeit bis 1980 zwischen 30 und 33 schwankt. Schnell kristallisieren sich mit Tennis Borussia Berlin und Meteor 06 jedoch zwei Spitzenteams heraus, die die Meisterschaft über Jahre hinaus unter sich ausmachen. Von 1974 bis einschließlich 1989 gelingt es keinem anderen Verein sich in die Liste der Titelträger einzureihen. TeBe dominiert diese Phase mit insgesamt elf Meisterschaften und sechs Pokalsiegen, Meteor 06 ist mit fünf Meisterschaften und acht Pokalsiegen die Nummer zwei im Westberliner Frauenfußball. Erst 1990, in der letzten Saison vor der Wiedervereinigung und der Einführung eines Gesamtberliner Spielbetriebs, gelingt es mit dem 1. FC Neukölln erstmals einem anderen Klub den Meistertitel zu erringen.

Die Einteilung in eine erste und eine zweite Westberliner Liga ab 1974 ermöglicht einen abgestimmten Wettkampf auf ähnlichem Leistungsniveau und führt in der Folge zu höherem Zuschauer- und auch medialem Interesse. Auch auf Verbandsebene legt die Berufung von Hannelore Kloninger als Sachbearbeiterin für den Damenfußball im VBB im September 1974 den Grundstein für gefestigte Organisationsstrukturen im Spielbetrieb. Weitere Meilensteine auf dem Weg zu einer größeren Popularität des Frauenfußballs bilden die Gründung einer Westberliner Auswahlmannschaft im Oktober 1976 und die erfolgreichen Auftritte von Tennis Borussia bei den Deutschen Meisterschaften (unter anderem Deutscher Vizemeister 1976, 1981 und 1983).

In Erinnerung bleibt zudem die USA-Reise der TeBe-Frauen im Sommer 1979, die die Spielerinnen aus eigener Tasche finanzieren. Während des 14-tägigen Trips durch Texas stehen insgesamt fünf Spiele gegen Teams aus Houston, San Antonio und Austin auf dem Programm, die die Charlottenburgerinnen allesamt deutlich gewinnen können.

Geschichte des Frauenfußballs in Ostberlin

Auch in der DDR finden Ende der 1950er Jahre bereits selbstorganisierte Frauenfußballspiele statt. Erste Mannschaften werden jedoch erst ab 1968 offiziell in den Deutschen Fußball-Verband der DDR (DFV) integriert. Bis dahin fristet der Frauenfußball ein Dasein als Freizeitsport ohne Punktspielbetrieb. 1970 gründet die BSG EAB Lichtenberg 47 die erste offizielle Frauenfußballmannschaft in Ostberlin. Das Training findet im Hans-Zoschke-Stadion an der Normannenstraße statt.

In den folgenden Monaten gründen sich weitere Frauenmannschaften, sodass es im September 1971 schließlich zum Start des organisierten Ligaspielbetriebs in Ostberlin kommt. An der ersten Saison der eingleisigen „Bezirksliga Ost-Berlin“ nehmen zehn Teams teil. Die Frauen der BSG EAB Lichtenberg 47 dominieren die Anfangsjahre des neugeschaffenen Punktspielbetriebs und werden in den ersten fünf Spielzeiten bis 1976 fünfmal in Folge Ostberliner Meister. Die Spielordnung des DFV sieht zu diesem Zeitpunkt lediglich Wettbewerbe auf Bezirksebene vor, eine DDR-Meisterschaft der Frauen wird bis Ende der 1970er Jahre von offizieller Seite verhindert.

Leistungsorientierter Fußball nach Einführung der DDR-Bestenermittlung

Mit der Saison 1976/1977 kommt es zu einer Wachablösung an der Spitze des Ostberliner Frauenfußballs. Die BSG Motor Köpenick wird erstmals Meister und verteidigt diesen Titel auch in den darauffolgenden drei Spielzeiten. 1977 führt der Bezirksfachausschuss Ostberlin eine Arbeitsgruppe Frauenfußball unter der Leitung von Doris Müller ein, die die Entwicklung der Strukturen und des Spielbetriebs weiter vorantreibt. Im gleichen Jahr findet zudem erstmals eine Ostberliner Hallenmeisterschaft für Frauen statt, die die BSG Motor Köpenick in der Anfangszeit ebenfalls dominiert und bis 1980 dreimal in Folge gewinnt.

Das Leistungsprinzip wird in dieser Zeit auch im Frauenfußball immer wichtiger und es kommt zur Gründung einer Ostberliner Auswahlmannschaft. Mit Einführung der DDR-Bestenermittlung im Jahr 1979 wird der Spielbetrieb schließlich über die Bezirksebene hinaus ausgeweitet. Für die Erstaustragung dieser neuen Meisterschaft am 6. Oktober 1979 in Templin qualifiziert sich auch die BSG Motor Köpenick als amtierender Ostberliner Meister.

Einführung einer zweigleisigen Liga ab 1987

Mit Beginn der 1980er Jahre kehrt der mittlerweile in BSG EAB 47 Berlin umbenannte Verein aus Lichtenberg an die Spitze des Ostberliner Frauenfußballs zurück und holt drei weitere Meisterschaften (1981 bis 1983). Auf DDR-Ebene bleibt ein Titel jedoch weiterhin aus, zu stark ist die Konkurrenz, vor allem die der Vereine aus Potsdam, Karl-Marx-Stadt, Dresden und Rostock. Mit der Saison 1983/1984 tritt ein neuer Verein ins Rampenlicht des Ostberliner Frauenfußballs: Bis 1987 holt die BSG Kabelwerk Oberspree vier Titel in Folge.

Zu einer weiteren Leistungskonzentration im DDR-Frauenfußball kommt es 1987, als der DFV eine zweigleisige Liga (eingeteilt in Nord und Süd) zur Bestenermittlung einführt. Fortan qualifiziert sich nicht nur der Ostberliner Meister, sondern auch der Vizemeister für die Staffel Nord des Wettbewerbs. Die letzten drei Osberliner Meisterschaften vor der Wiedervereinigung gehen an die SG Grün Weiß Baumschulenweg (1988 und 1989) sowie an die VSG Elfe Berlin (1990), dann wird die Bezirksliga endgültig aufgelöst. Die noch bestehenden Betriebssportgemeinschaften werden in den Gesamtberliner Fußball integriert.

Seit 1989 gibt es auch eine Frauen-Nationalmannschaft der DDR, die am 9. Mai 1990 jedoch zu ihrem ersten und einzigen Spiel antritt. Bei der 0:3-Niederlage gegen die Auswahl der Tschechoslowakei steht mit Kathrin Nicklas eine Ostberliner Spielerin im Kader.

Geschichte des Berliner Frauenfußballs nach der Wiedervereinigung

Entwicklung der weiblichen Talentförderung des BFV

Bis 2011

Zuständige Trainer/innen damals:

  • U13: Kathrin Nicklas
  • U15 bis U17: Honorartrainer/in Peter Heinrich und Christina Wedell
  • U21: Verbandsportlehrer Ingo Weniger
  • Seit 2008 unterstützt Ailien Poese als Honorartrainerin

2011 bis 2013

  • Einführung regelmäßiger Lehrgänge zur Talentförderung
  • Wöchentliches Training der Auswahlteams der U13, U15, U17 und U20
  • Implementierung eines Mädchenstützpunktes für den Breitensport
  • Jedes Mädchen kann am Stützpunkttraining teilnehmen
  • Förderung durch Honorartrainer/innen und Verbandssportlehrerin Ailien Poese in halber Stelle sowie ehrenamtliches Engagement

Bis 2015

  • Umstellung der Jahrgangseinteilung der Auswahlteams zu: U12, U14, U16, U18
  • Umwandlung des Mädchenstützpunktes mit Fokus auf Talentförderung
  • Verbandssportlehrerin Ailien Poese nun in Vollzeit mit Aufgaben zur Optimierung und Weiterentwicklung der weiblichen Talentförderung betraut
  • Honorartrainer/innen fungieren als Co-Trainer/innen
  • Ein langfristiges Konzept zur Weiterentwicklung der Talentförderung wird formuliert und implementiert
  • Kontakt zu den Berliner Eliteschulen des Sports wird aufgebaut
  • Das Spielrecht für Mädchen im Junioren-Bereich wird erweitert
  • Die Kommunikation mit den Vereinen wird intensiviert

2016

  • Einführung eines Förderkaders bei den U14-Juniorinnen
  • Einführung der individuellen Betreuung der weiblichen Top-Talente
  • Die Abstimmung mit den DFB-Stützpunkten und der männlichen Talentförderung des BFV wird intensiviert
  • Beginn der Einschulung von Mädchen in der Juniorengruppe des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin
  • Das Spielrecht für Mädchen im Junioren Bereich wird angepasst: Spielberechtigung einen Jahrgang unter dem eigenen

2017

  • Honorartrainer/innen werden weiter qualifiziert und geschult
  • Ehemalige BFV-Spielerinnen werden als Trainerinnen begleitet
  • Einführung von speziell auf den Mädchenbereich abgestimmten Fortbildungen für Trainer/innen
  • Ausarbeitung und Formulierung eines zweiten strategischen Konzepts für die weibliche Talentförderung
  • Mehr Spielerinnen werden an den DFB-Stützpunkten aufgenommen
  • Der Kontakt zu den Eliteschulen des Sports wird weiter verbessert: Erste Einschulungen von BFV-Juniorinnen an der Sekundarstufe II der Flatow-Oberschule

2018

  • Einführung eines Förderkaders bei den U16-Juniorinnen
  • Aufstockung des Trainerteams der weiblichen Talentförderung: Spezial- und Athletiktrainer/innen, Betreuer/innen werden durch zwei Co-Trainer/innen pro Auswahlteam ersetzt
  • Das Konzept der individuellen Förderung wird aufgrund der gestiegenen Zahl an Top-Talenten angepasst
  • Auflösung eines Mädchenstützpunktes zur Schaffung von zwei U12-Förderkaderzentren (Nord und Süd) für eine stärkere qualitative Förderung

2019

  • Zentrale Sichtungen von Mädchen an beiden Berliner Eliteschulen des Sports
  • Individuelle Top-Talente-Förderung in enger Abstimmung zwischen Verein, Verband, Schule und DFB
  • Integration der weiblichen Top-Talente in das Junioren-Auswahltraining (einmal wöchentlich)

Erfolge der strukturellen Entwicklung der weiblichen Talentförderung

  • Talente bleiben länger in Berlin statt in die Internate von Top-Vereinen in den angrenzenden Bundesländern abzuwandern
  • Dank der Vernetzung mit den Vereinen und der Öffnung des Spielrechts für Mädchen im Junioren-Bereich schaffen es mehr Spielerinnen aus Berlin bis in die U-Nationalmannschaften
  • Die Kommunikation mit den Vereinen wurde vereinfacht und intensiviert
  • Integration der Mädchen in den Eliteschulen des Sports führt zu einem Zuwachs an Talenten
  • Berlin etabliert sich als Standort für qualitative Förderung ohne Frauen-Bundesligisten im Verbandsgebiet nach dem Prinzip „zu Hause wohnen, wohnortnah trainieren, gefordert und gefördert werden“

Top-Talente der weiblichen Talentförderung des BFV

Charleen Niesler
Jahrgang: 1997
Aktueller Verein: VfL Wolfsburg II ( 2. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: 1. FC Union Berlin (2007-2019 im Juniorinnen- und Frauen-Bereich)

Dina Orschmann
Jahrgang: 1998
Aktueller Verein: 1. FFC Turbine Potsdam (1. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: SFC Stern 1900 (2004-2013 im Junioren-Bereich), 1. FC Union Berlin (2013-2017 im Juniorinnen- und Frauen-Bereich), University of Central Florida (2017-2019)

Katja Orschmann
Jahrgang: 1998
Aktueller Verein: 1. FFC Turbine Potsdam II (2. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: SFC Stern 1900 (2004-2013 im Junioren-Bereich), 1. FC Union Berlin (2013-2017 im Juniorinnen- und Frauen-Bereich)

Caroline Siems
Jahrgang: 1999
Aktueller Verein: 1. FFC Turbine Potsdam (1. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: Friedenauer TSC (2007-2009 im Junioren-Bereich), FC Viktoria 1889 Berlin (2009-2015 im Junioren-Bereich)

Maria Cristina Lange
Jahrgang: 2000
Aktueller Verein: SGS Essen (1. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: SSC Südwest 1947 (2009-2012 im Junioren-Bereich), 1. FC Wilmersdorf (2012-2015 im Junioren-Bereich), SC Staaken 1919 (2015-2017 im Junioren-Bereich), VfL Wolfsburg II (2017-2019 im Frauen-Bereich)

Pauline Wimmer
Jahrgang: 2001
Aktueller Verein: Bayer 04 Leverkusen (1. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: FC Viktoria 1889 Berlin (2008-2017 im Junioren-Bereich), 1. FC Union Berlin (2016-2017 zusätzliches Zweitspielrecht im Frauen-Bereich)

Mieke Schiemann
Jahrgang: 2002
Aktueller Verein: 1. FFC Turbine Potsdam II (2. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: FC Grunewald (2008-2009 im Junioren-Bereich), SFC Stern 1900 (2009-2016 im Junioren-Bereich)

Luise Wildner
Jahrgang: 2003
Aktueller Verein: 1. FFC Turbine Potsdam II (2. Frauen-Bundesliga)
Frühere Vereine: Berliner TSC (2012-2015 im Juniorinnen-Bereich), SV Empor Berlin (2015-2016 und 2017-2019 im Junioren-Bereich), SV Blau Weiß Berolina Mitte (2016-2017 im Juniorinnen-Bereich)

Ansprechpartner

Bei jeglichen Fragen und Anmerkungen rund um das Thema Frauenfußball in Berlin steht der Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball des Berliner Fußball-Verbandes zur Verfügung.

Bei Fragen oder Hinweisen zu den redaktionellen Inhalten dieser Unterseite steht der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des BFV unter presse@berlinerfv.de zur Verfügung. Interessante Beiträge sowie Fotos aus der Geschichte des Berliner Frauenfußballs können ebenfalls unter dieser E-Mail-Adresse eingereicht werden.

Vier Generationen Frauenfußball: Interview auf dfb.de

Im Rahmen seiner Jubiläumsserie "50 Jahre, 50 Gesichter" rückt der Deutsche Fußball-Bund prägende Persönlichkeiten des deutschen Frauenfußballs in den Fokus. Unter anderem sprechen Hannelore Ratzeburg, Silvia Neid, Saskia Bartusiak und Laura Freigang in einem ausführlichen "Vier-Generationen-Interview" über die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland.

Das komplette Interview ist auf der Homepage des DFB nachzulesen.

Podcast: „Team Lisa“ meets DFB

Im Podcast  „Team Lisa“ dreht sich alles um inspirierende Frauen aus der Sportbranche. Sportlerinnen, weibliche Funktionäre, Frauen aus Führungsetagen in Vereinen, Verbänden oder aus Unternehmen erzählen ihre Geschichte. In den Sonderfolgen „Team Lisa meets DFB“ kommen Frauen im Fußball wie unter anderem Martina Voss-Tecklenburg, Alex Popp, Riem Hussein oder Renate Lingor zu Wort.

Die einzelnen Folgen sind hier nachzuhören: „Team Lisa - der Podcast über Frauen im Sport“