Berliner Fußball-Verband veröffentlicht Gewaltreport

Der Report ermöglicht einen Blick auf Gewaltvorfälle im Hinblick auf Tatsituationen, Täter:innen- und Opfergruppen sowie Konsequenzen. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel.

Der BFV hat die sportgerichtlich erfassten Gewaltvorfälle in der Saison 2021/2022 statistisch ausgewertet.

Der Berliner Fußball-Verband veröffentlicht mit dem Gewaltreport zur Saison 2021/2022 eine umfangreiche statistische Aufarbeitung der sportgerichtlich erfassten Gewaltvorfälle im Berliner Amateurfußball. Insgesamt wurden 1.936 Vorgänge analysiert, die im Untersuchungszeitraum durch die Sportgerichtsbarkeit oder die Staffelleitungen der spieltechnischen Ausschüsse des Berliner Fußball-Verbandes bearbeitet wurden. In rund der Hälfte dieser Fälle lagen physische oder psychische Gewalthandlungen als Tatbestand vor. Fälle von Gewalt, die nicht sportgerichtlich bearbeitet wurden, gingen nicht in den Report ein. Bei insgesamt 30.479 erfassten Spielen in der Saison 2021/2022 kam es in weniger als 2,8 Prozent aller Begegnungen zu mindestens einem Gewaltvorfall, der sportgerichtlich bearbeitet wurde. Der Report ermöglicht einen genaueren Blick auf diese Fälle im Hinblick auf Tatsituationen, Täter:innen- und Opfergruppen sowie Konsequenzen.

„Die Eindämmung von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen auf den Berliner Fußballplätzen ist ein zentraler Aufgabenbereich unserer Verbandsarbeit, den wir zukünftig noch weiter ausbauen werden“, sagt BFV-Präsident Bernd Schultz. „Eine differenzierte Datengrundlage ist die Basis, um unsere bestehende Präventions- und Interventionsarbeit bedarfsorientiert und zielgerichtet zu optimieren. Es freut mich daher umso mehr, dass wir mit dem Gewaltreport zur Saison 2021/2022 die bisher umfangreichste statistische Analyse im Berliner Fußball präsentieren und künftig darauf aufbauen können.“

Theresa Hoffmann, wissenschaftliche Referentin des BFV-Schiedsrichter:innenwesens mit Schwerpunkt Gewaltprävention und federführend für die Erstellung des Reports verantwortlich, erklärt: „Der Report zeigt, dass die durchgeführten sportgerichtlichen Verfahren in der Saison 2021/2022 im Berliner Fußball zu einem großen Anteil Gewaltvorfälle als Tatbestand enthalten. Dabei stellen verbale Entgleisungen den größten Anteil der bearbeiteten Fälle dar, die leider oft in Tätlichkeiten als Eskalation der Gewaltspirale münden. Auch Unsportlichkeiten und Tätlichkeiten treten zu häufig auf den Fußballplätzen auf. Wir nehmen diese Daten als Belege sowohl physischer als auch psychischer Gewalt im Berliner Fußball sehr ernst und werden gemeinsam mit unseren Mitgliedsvereinen weiterhin intensiv daran arbeiten, die Zahl der Delikte Schritt für Schritt einzudämmen. Dafür sind der gegenseitige Respekt und das Verständnis der unterschiedlichen Rollen aller am Spiel beteiligten Akteur:innen genauso wie die Übernahme der entsprechenden Verantwortung eines bzw. einer jeden die Grundvoraussetzungen.“

Auszüge aus den Ergebnissen des Reports

  • Verbale Gewaltvorfälle (25,41%) machen den größten Anteil aller sportgerichtlich bearbeiteten Tatbestände der Saison 2021/2022 aus. Es folgen Tätlichkeiten (25,31%) und Unsportlichkeiten (20,71%).
  • Insgesamt halten sich verhandelte Fälle verbaler und physischer Gewalt die Waage (49,07% der bearbeiteten Gewaltvorfälle waren verbaler, 50,93% physischer Natur).
  • Gewalthandlungen sind im Berliner Fußball hauptsächlich auf die männlichen Spielbetriebsbereiche zurückzuführen (Herren: 48,37% aller sportgerichtlich bearbeiteten Fälle; A- bis E-Junioren kumuliert: 43,5%; Senioren und Altliga kumuliert: 6,86%).
  • Sportgerichtlich bearbeitete Gewaltvorfälle bei den Frauen (0,47%) und bei den Juniorinnen (B- bis D-Juniorinnen kumuliert 0,7%) sind deutlich seltener.
  • Für den Herrenspielbetrieb wurde die relative Häufigkeitsverteilung von Gewaltvorfällen nach Spielklassen aufgeschlüsselt. Dabei ließ sich kein Trend erkennen, die Höhe der Spielklasse hat auf Basis der erfassten Daten somit keinen Einfluss auf das Auftreten von Gewalthandlungen. Der Pokalwettbewerb der Herren ist genauso gewaltbelastet wie der Ligaspielbetrieb der Herren (fast jedes zehnte Herren-Pokalspiel weist mindestens einen Gewaltvorfall auf).
  • Über alle Spielbetriebsbereiche und Altersklassen des männlichen Bereichs hinweg lässt sich das Muster erkennen, das Gewaltvorfälle (sowohl verbal als auch physisch) zeitlich vorwiegend Mitte der zweiten Halbzeit und in der Schlussphase der jeweiligen Partie auftreten.
  • Vorfälle physischer Gewalt treten hauptsächlich unter der Akteursgruppe der Spieler:innen auf (n=376), gegenüber Schiedsrichter:innen sind sie seltener (n=17). Betrachtet man die Vorfälle verbaler Gewalt sind Schiedsrichter:innen häufiger betroffen als jede andere Akteursgruppe (n=206).
  • Für Beleidigungen sprach die Sportgerichtsbarkeit des BFV im Untersuchungszeitraum eine durchschnittliche Sperre von 1,86 Spielen aus. Bei gezielten Beleidigungen gegen Schiedsrichter:innen fielen die Urteile schärfer aus (2,15 Spiele im Durchschnitt). Physische Gewalthandlungen wurden im Schnitt mit 3,02 Spielen Sperre sanktioniert.

Der komplette Report als PDF-Datei zum Download: BFV-Gewaltreport Saison 2021/2022

Zur kompakteren Zusammenfassung des Reports: BFV-Gewaltreport „Management Summary“

Bei der Ausarbeitung wurde Theresa Hoffmann durch Hubert Müller (stellv. Vorsitzender des Ausschusses für Fairplay & Ehrenamt sowie Sicherheits- und Präventionsbeauftragter des BFV), Rainer Schwienke (stellv. Sicherheits- und Präventionsbeauftragter), die bei den redaktionellen Änderungen geholfen haben, sowie von Aaron Winkelmann (hauptamtlicher BFV-Mitarbeiter im Referat Events & Soziales) während der Datenaufarbeitung und -eingabe unterstützt.

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