Polytan-Pokal: Die Trainer der 1. Frauen im Interview

Fred Klatt, Trainer von Blau-Weiß 90, und Viktoria 89-Trainer Roman Rießler freuen sich auf das Pokalendspiel der 1. Frauen. Fotos: Blau-Weiß 90 & BFV.

Der BFV sprach vor dem Finale der 1. Frauen an Pfingstsonntag mit den Trainern Fred Klatt (Blau-Weiß 90) und Roman Rießler (Viktoria 89).

Am 20. Mai (Pfingstsonntag) findet um 14:30 Uhr im Stadion Wittenau das Endspiel der 1. Frauen im Polytan-Pokal 2018 statt. Die Sp. Vg. Blau-Weiß 1890 trifft dort auf das Team des FC Viktoria 1889. Zuvor werden ab 10:00 Uhr bereits die Endspiele der 7er Frauen (BW Hohen Neuendorf III - FC Internationale III) und  2. Frauen (1. FC Union II - FC Viktoria 89 II) ausgetragen. Eine Vorschau auf alle drei Partien ist hier zu finden. Der Berliner Fußball-Verband sprach vor dem Pokalfinale der 1. Frauen mit den Trainern Fred Klatt und Roman Rießler.

 

„Das Finale hat einen sehr hohen Stellenwert.“

Fred Klatt, Trainer von Blau-Weiß 90, im Interview mit dem BFV:

 

Zunächst Gratulation zur Finalteilnahme! Gab es für Sie ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg dorthin?

Eigentlich gab es zwei Spiele. Zunächst das erste Spiel gegen Lichtenberg, die Zweiter in unserer Liga sind, und dann noch das Spiel gegen den Regionalligisten Stern 1900. Ein 3:2, in dem wir das Siegtor in der allerletzten Sekunde geschossen haben. Dieses Spiel war bisher das Highlight der ganzen Saison.

 

Welchen Stellenwert hat das Pokalendspiel für Sie und Ihre Mannschaft?

Ich bin im allerersten Jahr Trainer eines Frauenteams und habe zugleich eine Mannschaft mit sehr erfahrenen Spielerinnen, die schon höherklassig gespielt haben, zum Beispiel bei Turbine Potsdam oder Lübars. Sie sind schon mehrmals Meister geworden, u.a. auch mit Blau-Weiß schon dreimal hintereinander, aber keine hat bis jetzt ein Pokalfinale gewonnen. Daher, so wie die Saison für uns verlaufen ist und wir uns auch in der Liga sehr früh von anderen Teams absetzen konnten, lag der Fokus schnell auf dem Pokalfinale. Das Endspiel hat also einen sehr hohen Stellenwert.

 

In der Liga ist die 100-Tore-Marke bereits geknackt, nun treffen Sie auf defensivstarke Viktorianerinnen. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Wir sehen uns schon als Außenseiter. Ich weiß, dass Viktoria eine sehr spielstarke Mannschaft hat und wir sind zugleich in unseren Spielen in der Berlin-Liga auch einfach sehr selten wirklich gefordert worden. Eigentlich hätten wir sogar noch 50 Tore mehr schießen müssen, weil wir in jedem Liga-Spiel so viele Torchancen hatten, aber unser Manko war tatsächlich etwas die Effektivität. Gegen Viktoria sehen wir uns also eher als Underdog, aber definitiv nicht chancenlos! Denn auch wir sind sehr spielstark, spielen einen technisch hervorragenden Fußball – obwohl wir natürlich wissen, dass Viktoria uns das im Finale nicht gestatten wird. Aber ich weiß auch, dass wir nicht der Wunschgegner von Viktoria waren. Wir haben auf jeden Fall nichts zu verlieren.

 

Seit Jahren spielen Sie in der Berlin-Liga ganz vorne mit, sind aktuell zum vierten Mal in sechs Jahren Meister geworden – ohne Aufstieg in die Regionalliga. Was ist Ihr Ansporn, wie motivieren Sie Ihr Team?

Ich persönlich wäre mit meinem Trainerteam gerne mal aufgestiegen und hätte mir die Regionalliga angeguckt, aber unser großes Problem ist unser Durchschnittsalter von über 30 Jahren. Meine Spielerinnen haben fast alle schon Regionalliga oder sogar 2. Bundesliga gespielt in ihrer Karriere, die wollen sich das nicht mehr unbedingt antun. Bis zu 75% arbeiten im Schichtdienst, zum Beispiel bei der Polizei oder in Krankenhäusern und dennoch sind sie bei jedem Training, bei jedem Spiel top motiviert, schaffen es aber eben teilweise auch nur einmal pro Woche zum Training. Von daher spielt ein Aufstieg momentan leider keine Rolle für uns. Dennoch ist die Stimmung einfach super, wir haben einen tollen Teamgeist und sind immer hochmotiviert – das habe ich persönlich so noch nie erlebt in meinen 50 Jahren Fußballerfahrung.

 

Vorausgesetzt Blau-Weiß 90 holt den Pokal: Welchen Gegner würden Sie sich für die 1. Runde des DFB-Pokals wünschen?

Man kann gegen alle spielen, aber ich würde natürlich gerne gegen eine Top-Mannschaft wie Wolfsburg oder auch Bayern München spielen. Es wäre schön einen Gegner zu haben, bei dem man die Tribünen voll bekommt. Um live zu erleben, wie das Niveau ist, wie sie beispielsweise ankommen und sich vorbereiten. Denn man lernt ja daraus auch. Es wäre also ein Traum, wenn man schon mal dabei ist, gegen eine richtige Granatenmannschaft zu spielen. Das wollen die Mädels alle.

Herzlichen Dank für das Gespräch!
(Stand: 4. Mai 2018)

 


 

„Der Einzug ins Pokalfinale ist Ausdruck unseres Engagements.“

Roman Rießler, Trainer von Viktoria 89, im Interview mit dem BFV:

 

Zunächst Gratulation zur Finalteilnahme! Gab es für Sie und ihr Team ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg dorthin?

Ein wirkliches Schlüsselerlebnis für den Finaleinzug gab es nicht, sicherlich zählt das Halbfinale gegen den 1. FC Union zu den Highlights dieser Pokalrunde. Beide Mannschaften zeigten ein Spiel mit hoher Intensität und gutem spielerischen Niveau mit dem besseren Ende für uns. Im Achtelfinale mussten wir mit dem BSC Marzahn bereits einen Regionalligisten bezwingen, schwierig zu bespielen war auch SC Staaken im Viertelfinale. Von den Auslosungen hatten wir daher nicht den leichtesten Weg, was den Finaleinzug umso verdienstvoller erscheinen lässt.

 

Welchen Stellenwert hat das heutige Endspiel für Ihre Mannschaft?

Die Mannschaft hat sich vor der Saison zusammengesetzt und sich u.a. auf diesen Wettbewerb eingeschworen, das hat sich in den Leistungen in den einzelnen Spielen auch widergespiegelt. Insgesamt ist das Endspiel der Lohn dieser Mannschaft für intensive Trainingsarbeit. In der Vorbereitungszeit einer Saisonhälfte haben wir fünf bis sechs Einheiten auf dem Programm, während der laufenden Pflichtspiele trainieren wir dreimal wöchentlich an die 100 Minuten bis zu 120 Minuten. An den Spieltagen kommen dann mitunter ganze Tagesfahrten auf uns zu. Der Einzug ins Pokalfinale ist Ausdruck dieses Engagements, der Pokalsieg ein erarbeiteter Fußballtraum für das gesamte Team.

 

Sie treten mit der besten Defensive der Regionalliga Nordost an und treffen nun auf die Tormaschine aus der Berlin-Liga. Was für ein Spiel erwarten Sie? Wird ein Klassenunterschied spürbar sein?

Die Defensive von Blau-Weiß 90 ist bei nur 18 Gegentreffern ebenfalls beachtlich, wir müssen uns allerdings mit 75 erzielten Treffern auch nicht verstecken. Ich gehe nicht davon aus, dass sich beide Mannschaften hinten verbarrikadieren, sondern mit offenem Visier und Offensivfußball in dieses Endspiel gehen werden. Blau-Weiß 90 verfügt über eine sehr erfahrene und spielfreudige Mannschaft, viele Spielerinnen haben in höheren Ligen gespielt und wären auch heute noch ein Gewinn für jede Regionalligamannschaft. Dennoch gehen wir, schon allein aufgrund der höheren Ligazugehörigkeit, leicht favorisiert ins Spiel und ich erwarte von meiner Mannschaft, dass sie diese Rolle nicht nur annimmt, sondern auch umsetzt.

 

Mit Blick auf die nächste Saison: Welche Ziele haben Sie?

Sollte uns der Pokalsieg gelungen, wäre die Pokalverteidigung ein erklärtes Ziel. Die Regionalliga könnte in der kommenden Saison noch spannender und ausgeglichener werden als in diesem Jahr. Hohen Neuendorf wird die Liga wieder bereichern, so dass wir ein weiteres interessantes Derby haben. Eventuell muss auch USV Jena II den Gang in die Regionalliga antreten, das wären bereits vier Spiele mehr, in denen Kleinigkeiten über den Ausgang eines Spiels entscheiden. RB Leipzig wird weiter aufstocken und sollte der diesjährige Regionalligameister nicht den Sprung über die quälende Qualifikationsrunde in die eingleisige zweite Bundesliga schaffen, bliebe ein weiterer Hochkaräter der Regionalliga erhalten. Mit am meisten freue ich mich auf die Spiele gegen Stern 1900, wo gibt es schon Bezirksderbys auf Regionalliga-Niveau? Zudem schätze ich diesen Verein, insbesondere den Trainer, Harald Planer, mit dem ich bei Stern 1900 für die Seniorenmannschaft auflaufe. Wir wollen selbstverständlich auch in der Liga wieder oben mitmischen, andere Mannschaften haben aber sicherlich günstigere Rahmenbedingungen um am Ende ganz oben zu stehen.

 

Vorausgesetzt FC Viktoria holt den Pokal: Welchen Gegner würden Sie sich für die 1. Runde des DFB-Pokals wünschen?

An dieser Stelle bin ich tatsächlich leidenschaftslos. Es dürfte ein Gegner sein bei dem das Weiterkommen nicht grundsätzlich ausgeschlossen sein sollte.

Herzlichen Dank für das Gespräch!
(Stand: 8. Mai 2018)

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