Es ist ein früher Mittwochabend an einem milden Oktobertag, an dem Maximilian Schmidt auf der Sportanlage Lippstädter Straße in Berlin-Lichterfelde eintrifft. Der 15-Jährige ist seit zweieinhalb Monaten Schiedsrichter für den SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf. Die bevorstehende Begegnung der 2. C-Junioren Landesklasse zwischen der U14 von Viktoria Berlin und dem 1. FC Union Berlin II wird sein vierter Einsatz als Unparteiischer sein.
Dass Maximilian gerade erst mit dem Pfeifen angefangen hat, merkt man ihm nicht an. Er tritt selbstbewusst auf, ist handlungssicher, kommuniziert klar. Trotzdem sei er heute „ein wenig nervös“ gewesen, wie er später berichten wird. Kaum verwunderlich, denn bei seiner vierten Spielleitung wird Maximilian nicht nur von einer Kamera, sondern auch von einem prominenten Gast begleitet: Max Burda, als Schiedsrichter vom SC Staaken in der 2. Bundesliga aktiv, guckt dem jungen Kollegen bei seinem heutigen Einsatz über die Schulter und gibt Tipps.
Pat:innen unterstützen Schiri-Neulinge
„Profi wird Pate“ nennt sich die Aktion, die im „Jahr der Schiris“ vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und seinen Landesverbänden ins Leben gerufen wurde und seit dem Herbst 2023 bundesweit Nachwuchsunparteiische mit Elite-Schiedsrichter:innen gemeinsam auf die Plätze bringt. Die prominenten Pat:innen begleiten ihre jungen Kolleg:innen dabei bei einem ihrer ersten Einsätze, unterstützen bei administrativen Abläufen wie der Platzbegehung, dem Spielbericht oder der Passkontrolle und geben wertvolles Feedback.
Im Spielbetrieb des BFV hat die Aktion im Oktober bereits Maximilian Schmidt und Max Burda sowie die 13-jährige Ruby Harder und FIFA-Schiedsrichter Felix Zwayer zusammengebracht. Im November werden weitere Termine mit den Berliner Profi-Schiris Lasse Koslowski und Daniel Siebert folgen.
Einen ausführlichen Beitrag des rbb zum Pateneinsatz von Felix Zwayer gibt es hier: Berliner Nachwuchs-Schiedsrichterin begeistert Fifa-Referee Felix Zwayer
Schiri-Nachwuchs langfristig binden
Neu ist das Pat:innensystem derweil nicht. Der DFB führte das Modell zur Saison 2017/2018 als Pilotprojekt ein und der BFV setzte es in Berlin von Beginn an um. Aktuell bestehen in der Hauptstadt 49 laufende Pat:innenschaften. Es ist vorgesehen, dass Neulinge bei mindestens drei ihrer ersten Spielleitungen durch eine Patin bzw. einen Paten begleitet werden, bevor sie in den regulären Betrieb an ihre Ansetzer:innen übergeben werden. Jede:r Schiedsrichter:in, die bereits seit mindestens einem Jahr alleine pfeift, darf grundsätzlich eine Pat:innenschaft übernehmen.
Das Ziel des Modells ist es, eine frühzeitige Beendigung der Schiedsrichter:innen-Laufbahn unter den Neulingen zu verhindern und diese langfristig für das Pfeifen zu begeistern. Ronny Zimmermann, der für das Schiedsrichter:innenwesen zuständige DFB-Vizepräsident, sagt: „Viel zu oft hören junge Schiris nach ihrer Ausbildung zu schnell wieder mit dem Pfeifen auf. Als Hauptgrund wird häufig der Praxisschock genannt, der durch das DFB-Patensystem abgemildert werden soll. Mit Profi wird Pate machen wir diese Unterstützung für unerfahrene Unparteiische noch bekannter.“
Burda: „Habe von dieser Starthilfe enorm profitiert“
Nach einem Praxisschock klingen die Eindrücke des Berliner Nachwuchs-Schiris Maximilian Schmidt nach seinen ersten Spielleitungen in jedem Fall nicht. „Fußball war schon immer meine große Leidenschaft und ich wollte mich schon länger noch intensiver für meinen Sport engagieren, als ‚nur‘ zu spielen. Deshalb habe ich die Ausbildung zum Schiedsrichter gemacht und bisher macht es mir großen Spaß“, erklärt der 15-Jährige nach seinem vierten Spiel, das er souverän leitet und bei dem der 1. FC Union Berlin II die U14 von Viktoria Berlin am Ende mit 5:2 besiegt. „Das Pat:innensystem hat sehr dazu beigetragen, dass ich keine Anlaufschwierigkeiten hatte. Sowohl mein eigentlicher Pate Simon Ferel, der mich in den ersten drei Spielen begleitet hat, als auch Max Burda im vierten Einsatz haben mir unglaublich viele wertvolle, praktische Tipps mit auf den Weg gegeben. Ich kann mir gut vorstellen, später einmal selbst Pate zu sein.“
Profi Max Burda, dem der Rollenwechsel an diesem Herbstabend sichtbar Freude bereitet, attestiert seinem Schützling eine sehr gute Leistung: „Was ich heute von Maximilian gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen. Er hat großes Potential, stahlt Handlungssicherheit und Entscheidungsfreude aus.“ Selbstverständlich sei dies nicht, betont der Profi-Schiedsrichter, denn gerade die ersten Spielleitungen stellen eine große Herausforderung dar. „Es ist alles neu und man muss damit auf dem Platz allein zurechtkommen. Deshalb ist es umso wertvoller, wenn man von der Seitenlinie durch einen Paten bzw. eine Patin unterstützt wird. Ich hatte selbst einen solchen Mentor, als ich vor knapp 20 Jahren mit dem Pfeifen begonnen habe und habe in meiner Entwicklung von dieser Starthilfe enorm profitiert.“
Ob Maximilian und Ruby eine ähnliche Laufbahn einschlagen können, wie ihre Profi-Paten Max Burda und Felix Zwayer, wird die Zukunft zeigen. Die Begeisterung für das Pfeifen ist in ihnen jedenfalls geweckt und wenn sie diese an andere Jugendliche weitergeben können, ist das ein Gewinn für alle, für den gesamten Fußball.
Weitere Infos zum Schiedsrichter:innenwesen im BFV
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Weitere Eindrücke von der „Profi wird Pate“-Aktion mit Maximilian Schmidt und Max Burda im Video: