Ingo Büchner-Fenner engagiert sich seit 40 Jahren ehrenamtlich im Berliner Sport. Für den Berliner Fußball-Verband ist er als Ehrenamtsbeauftragter tätig und ist Mitglied im Ausschuss für Fairplay & Ehrenamt sowie im Beirat. Im Interview anlässlich des Tags des Ehrenamts am 5. Dezember gibt er Einblicke in seine Aufgabenbereiche, spricht über die Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements und fordert stärkere Anerkennung.
Wie viele Stunden bist du in einer durchschnittlichen Woche mit deinen ehrenamtlichen Tätigkeiten beschäftigt?
Das ist natürlich von Woche zu Woche unterschiedlich. Im Durchschnitt sind es sicher zehn bis zwölf Stunden. Über die Jahre kommt da einiges zusammen. Mit 15 Jahren habe ich angefangen, mich ehrenamtlich als Trainer zu engagieren. Seitdem bin ich immer am Ball geblieben und gehe jetzt in mein 40. Jahr als Ehrenamtler.
Du bist für den BFV als Ehrenamtsbeauftragter tätig und bist Mitglied im Ausschuss für Fairplay & Ehrenamt sowie im Beirat. Wie sieht dein Tätigkeitsbereich im Verband genau aus?
Ich stehe bei allen Fragen rund um das Thema „Ehrenamt“ zur Verfügung. Ich berate und informiere die Ehrenamtsbeauftragten und andere Funktionsträger:innen in den Berliner Fußballvereinen. Dazu fahre ich direkt zu den Klubs an ihre jeweiligen Heimspielstätten. Darüber hinaus unterstütze ich gerne im Bewerbungsprozess für die verschiedenen Ehrenamtsförderprogramme, wie z.B. den DFB-Ehrenamtspreis und das Projekt „Fußballhelden“. Auch die Durchführung von Ehrungen auf den Berliner Plätzen sowie die Unterstützung bei der Organisation des BFV-Ehrenamtstags gehören zu meinen Aufgaben. Mit vielen Ehrenamtsbeauftragten anderer Landesverbände, der Abteilung Basisberatung und Vereinsentwicklung des DFB und selbstredend mit dem Hauptamt des BFV, insbesondere mit Kathrin Nicklas, bin ich im engen Austausch.
Engagierst du dich darüber hinaus auch im Verein?
Beim JFC Berlin bin ich seit der Gründung 2010 in verschiedensten Funktionen bis Ende letzten Jahres sehr aktiv tätig gewesen. Jetzt startet unser Projekt 2025, ein zukunftsweisendes Unterfangen, in dem ich mich gerne einbringen werde.
Steckt im Ehrenamt heutzutage mehr Ehre oder mehr Amt?
Beides gehört unabdingbar zusammen. Das Ehrenamt in Deutschland unterliegt jedoch seit Jahren einer stetigen Wandlung. Wenn es früher noch selbstverständlich war, ein Ehrenamt dauerhaft auszuüben, ist das heute definitiv anders. Die Wahrnehmung außenstehender Personen geht allerdings mehr in Richtung Amt.
Wie kann man die Wertschätzungskultur verbessern?
Seitens des BFV und DFB passiert diesbezüglich recht viel und wir sind auch hier in einem stetigen Prozess, die Wertschätzungskultur zu optimieren. Persönlich würde ich mir allerdings auch von Seiten der Politik eine klare Anerkennung für das Ehrenamt in der Praxis wünschen. Langjährige Ehrenamtliche in die nächst günstigere Steuerklasse zu nehmen oder zusätzlich mit Rentenpunkten zu belohnen, wären Ansätze, die aus meiner Sicht diskutiert werden sollten.
Im Ehrenamt treffen verschiedene Generationen aufeinander. Als wie fruchtbar empfindest du diese Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit kann sehr fruchtbar sein, wenn die Generationen sich gegenseitig respektieren und akzeptieren. Nach dem Motto „Nur im Team sind wir stark“ kann eine grundlegende Basis für das künftige Vereinsleben geschaffen werden. Ich persönlich habe als junger Mensch sehr viel von der Erfahrung der Älteren profitiert. Besonders haben mich mein ehemaliger Trainer Klaus Teinert und der leider bereits verstorbene Michael Fischer aus dem damaligen BFV-Beirat geprägt.
Wie kann man junge Leute für das Ehrenamt begeistern?
Ohne Ehrenamt würde das Vereinsleben zusammenbrechen, der Spielbetrieb würde erliegen. Daher ist es sehr wichtig, junge Leute ins Boot zu holen, um diese Aufgaben auch in Zukunft bewältigen zu können. Wir müssen den Mut haben, jungen Menschen Verantwortung zu übertragen und neue Denk- und Herangehensweisen akzeptieren. Die Zuweisung von temporären Aufgaben kann die Neugier für eine längerfristige Bindung wecken. Mit Lisa Marie Großer gibt es seit dem letzten Verbandstag ein neues Mitglied im Präsidium, das sich gezielt mit dem Thema „Junge Generation U27“ auseinandersetzt. Zudem können sich die Berliner Vereine bei Fragen zur Ehrenamtsgewinnung und –bindung auch an die BFV-Club-Berater wenden.
Wie hat sich deine ehrenamtliche Tätigkeit im Laufe der Jahre verändert?
Heute wird dem Ehrenamt mehr abverlangt als früher. Oft ist es schwer Familie, Beruf und Freizeit unter einem Hut zu bekommen. Der Spaß und die Freude sind aber immer geblieben und meine Tätigkeit hat mich in meiner persönlichen Entwicklung sehr geprägt. Viele sympathische und interessante Menschen hätte ich ohne das Ehrenamt nie kennengelernt.
Gibt es einen Moment, den du während deiner ehrenamtlichen Tätigkeit erlebt hast, an den du dich für immer erinnern wirst?
Ich erinnere mich immer noch an mein erstes Training, das ich selbständig geleitet habe – als Siebzehnjähriger, mit über 30 Kindern und mit gefühlt 100 erwartungsvollen Erwachsenen am Spielfeldrand. Sehr bewegt hat mich auch die Ehrung von Helmut Jordan im Rahmen des 75-jährigen Vereinsjubiläums der SG GW Baumschulenweg. Er ist 90 Jahre alt und seit 1945 Mitglied in diesem Verein.
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