125 Jahre BFV: Integration als Aufgabe

2008 veranstaltete der Verband den ersten „BFV-Präventionstag“ auf dem Tempelhofer Feld.

Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni befasst sich der BFV mit der historischen Entwicklung des sozialen Engagements im Verband.

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des BFV im Jahr 2022 blicken Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider vom Verein Sport:Kultur e.V. in einer Artikelserie auf die bewegte Geschichte des Berliner Fußballs zurück. Dazu erscheinen in regelmäßigen Abständen Texte zu vielfältigen historischen Themen. Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni geht es um die historische Entwicklung des sozialen Engagements im Verband.

Engagement für Fairplay und Toleranz historisch gewachsen

Mit dem Thema seiner gesellschaftlichen Verantwortung und dem eigenen sozialen Engagement beschäftigt sich der Berliner Fußball-Verband bereits seit Jahrzehnten. Er sieht Integration als wichtige Aufgabe an und setzt sich mit vielfältigen Aktionen und Maßnahmen für Fairplay und Toleranz ein.

In den 1980er-Jahren wuchs in beiden Teilen Deutschlands die Gewalt in den Stadien und am Rande des Fußballs erheblich. Im Zuge der Deutschen Einheit verstärkte sich dieses Phänomen insbesondere im Ostteil Berlins und in den neuen Bundesländern. Hinzu kamen gesellschaftliche Probleme, die sich aus dem Vereinigungsprozess in vielen Bereichen des Alltags ergaben.

Der BFV reagierte auf diese Entwicklungen. Der damalige Präsident Otto Höhne formulierte Anfang der 1990er-Jahre, dass „an der Basis ... die Probleme Gewalt, Ausländerfeindlichkeit, Jugendkriminalität, soziale Nöte zur Alltagsbewältigung unserer Vereine“ gehören. Programmatisch sprach er bei gleicher Gelegenheit davon, dass für den Verband die Würde des Menschen unantastbar ist. In den folgenden Jahren entwickelten sich Initiativen, auf denen der Verband in seinem aktuellen Selbstverständnis und seiner Arbeit aufbaut.

Gründung der AG Fairplay in den 1990er-Jahren

Mitte der 1990er-Jahre entstanden in Vereinen aus allen Teilen der Stadt verschiedene Initiativen gegen Gewalt auf und am Rande von Fußballplätzen, die der BFV aufnahm und in der vom langjährigen Vizepräsidenten Gerd Liesegang geleiteten AG Fairplay bündelte. Die aktive Zurückweisung von Gewalt, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus wurde in den Vereinen nun zu einem Prüfstein und gleichzeitig zu einer verbindenden Klammer, unabhängig von Herkunft und kultureller Identität.

Der BFV vereint in seinen Reihen viele, vor allem junge Sportler:innen mit Migrationshintergrund, für die der Fußball besondere Bedeutung hat, da sie in anderen Bereichen der Gesellschaft noch immer zu oft soziale oder kulturelle Zurückweisung erleben. In seiner Satzung hat der Verband die Themen Migration und Integration fest verankert. 2004 wurde Mehmet Matur von Türkiyemspor Berlin als Präsidiumsmitglied gewählt und mit der Leitung der AG Integration beauftragt. Diese Arbeitsgruppe leistete und initiierte die verschiedensten Aktivitäten.

2008 veranstaltete der Verband den ersten „BFV-Präventionstag“, eine Mischung aus Sport, Aktivitäten und Unterhaltung. Den Vereinen gab das Meeting die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, um sich über die Aspekte der Gewaltprävention zu informieren.

FUSSBALL GRENZENLOS – Unterstützung für Geflüchtete

Als 2015 in Deutschland die Zahl der geflüchteten Menschen aus Kriegsgebieten sprunghaft anstieg, bezog der BFV klare Positionen und unterstützte die Integration auf vielfältige Weise. Hervorzuheben ist das Willkommensprojekt FUSSBALL GRENZENLOS, dass seit 2016 erfolgreich den Austausch zwischen Vereinen, sozialen Projekten und Unterkünften für Geflüchtete fördert. 

Im Frühjahr 2022 sah sich die Berliner Fußball-Familie erneut damit konfrontiert, dass viele geflüchtete Menschen in die Stadt kamen. Ohne zu zögern, rief der BFV dazu auf, Geflüchtete aus der Ukraine und aus anderen Ländern im Trainingsbetrieb der Fußballvereine aufzunehmen (weitere Infos). Er wirbt für diese Aktion in dem Bewusstsein, dass Vereinssport Menschen einen hervorragenden Raum für Integration bietet und einen großen Beitrag bei der Stabilisierung des sozialen Umfelds leistet.

Mit dieser und vielen anderen Aktivitäten leistete der BFV einen gesellschaftlichen Beitrag, der weit über den Fußball hinaus ging und das tolerante Miteinander in der Stadt positiv beeinflusste. Selbstverständlich kann der Sport nicht einzelne, schon gar nicht alle gesellschaftlich relevanten Fragen lösen, erst recht nicht im Alleingang. Von entscheidender Bedeutung ist jedoch, dass der BFV im Verlaufe der letzten drei Jahrzehnte konsequent seine Rolle erweitert definiert und sich neben der Hauptarbeit – dem Sport an sich - zunehmend auch gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Aufgaben stellt und einen wichtigen Beitrag auf dem Gebiet der Integration leistet.

Alle Artikel, die im Rahmen der Serie bereits erschienen sind, können hier nachgelesen werden: 125 Jahre BFV

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