/ Gesellschaftliche Verantwortung

Fachtagung: BFV stellt Studienergebnisse zur NS-Zeit vor

Am 28. und 29. April 2025 lud der Berliner Fußball-Verband zur Fachtagung in die Berliner Landeszentrale für politische Bildung ein, um erstmals Ergebnisse seiner 2022 beauftragten Studie zur Geschichte des Berliner Fußballs in der NS-Zeit öffentlich vorzustellen. In vier thematischen Panels wurden zentrale Forschungsergebnisse präsentiert und zur Diskussion gestellt. Das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin wirkte als Kooperationspartner gemeinsam mit Expert:innen aus verschiedenen Fachbereichen an der Studie mit. 

Ein Abend des Dialogs 

Die Veranstaltung begann am Montagabend mit Grußworten von BFV-Präsident Bernd Schulz und TU-Präsidentin Geraldine Rauch. In ihren Reden betonten beide die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Verband und Universität. Es folgten einleitende Worte der Projektleiter Thomas Schneider und Daniel Küchenmeister vom Verein Sport:Kultur e.V., die alle Beteiligten zum Diskutieren einluden. Demzufolge markierte der Tag nicht ausschließlich einen inhaltlichen Meilenstein, sondern auch einen methodischen: Die wissenschaftliche Auseinandersetzung wurde bereits jetzt für Kritik und Beteiligung eröffnet, bevor die Publikation im November 2025 zum BFV-Verbandstag erscheinen wird.  

Den inhaltlichen Auftakt bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier, der den Fußball und seinen Einfluss in der späten Weimarer Republik und im NS-Staat historisch einordnete. Im Anschluss diskutierten Vertreter:innen aus Sport, Wissenschaft und Zivilgesellschaft – darunter Bernd Schultz (BFV), Uffa Jensen (ZfA), Keren Vogler (Makkabi Deutschland), Daniela Wurbs (KickIn!) - unter der Moderation von Ronny Blaschke. Diskutiert wurde über die deutsche Erinnerungskultur, die Verantwortung und Rolle des Sports, über den Fußball als Ort der Begegnung. Der Abend klang bei Fingerfood und Gesprächen in entspannter Runde aus. 

Vier Panels, viele Perspektiven 

Der zweite Tag der Tagung begann mit einem Grußwort von Özgür Özvatan,  BFV-Vizepräsident Gesellschaftliche Verantwortung, der eindrücklich die Verantwortung des Fußballs und des Verbands betonte, und dabei auch persönliche Erinnerungen und erste Erfahrungen im Fußball teilte. 

Im Anschluss gaben Thomas Schneider und Daniel Küchenmeister Einblick in Konzept und Design der Studie: Sie erläuterten den multiperspektivischen und kollaborativen Zugang. Folglich sollten auch die Jahre vor 1933 und nach 1945 unter die Lupe genommen werden, um Kontinuitäten sichtbar zu machen. Küchenmeister hob hervor, dass es zwar bereits einzelne Studien zum Thema NS-Zeit im Sport gegeben habe, etwa im Basketball oder zu spezifischen Vereinen, jedoch sei es ein Novum, dass ein Landesverband wie der BFV eine umfassende Studie offiziell beauftragt hat.  

Die anschließenden Panels boten Raum für vertiefte Diskussionen: 

  • Panel 1: Der Berliner Fußball-Verband und seine Akteur:innen 

  • Panel 2: Fußballvereine in der NS-Zeit  

  • Panel 3: Die Ausgrenzung jüdischer Sportler:innen und ihrer Vereine  

  • Panel 4: Lebenswege in der NS-Zeit 

Nach der Mittagspause präsentierten die Projektleiter erste Handlungsempfehlungen für den BFV. Es lässt sich resümieren, dass sich der Verband auch weiterhin als gesellschaftlicher Akteur begreifen muss, der aus der Vergangenheit Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft ableitet. 

Verantwortung übernehmen 

Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum (Direktorin des ZfA) unterstrich in ihrem Impulsvortrag die Bedeutung stabiler Allianzen zwischen Wissenschaft, Sport und Bildungseinrichtungen. Außerdem begeisterte sie sich unter anderem für einen Vorschlag, der zuvor in den Handlungsempfehlungen aufgekommen war: eine stärkere Kooperation mit Berliner Bezirksmuseen, um lokale Erinnerungskultur zu stärken. Zusammen mit Özgür Özvatan diskutierte sie über Wortmeldungen aus dem Publikum, wie z.B. den Wunsch, die Perspektive Ostdeutschlands einzubeziehen.  

In einem Schlusswort mahnte Özgür Özvatan, dass sich der Verband nicht nur auf die Bekämpfung von Rassismus beschränken könne – vielmehr müsse eine intersektionale Perspektive eingenommen werden. Es gelte, Betroffenen zuzuhören, und aktiv Verantwortung zu übernehmen. Die Geschichte des Fußballs in der NS-Zeit sei nicht nur Vergangenheit, sondern auch ein Prüfstein für die Gegenwart. 

Die Arbeit an der BFV-Studie zur „Geschichte des Berliner Fußballs in der NS-Zeit“ wurde gefördert durch eine Zuwendung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB). Die Fachtagung wurde durch die DFB-Kulturstiftung unterstützt.

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