2016 wurde Joachim Gaertner zum Vorsitzenden des BFV-Spielausschusses ernannt. Zunächst kommissarisch ins Amt berufen, wurde ihm wenig später auf dem Verbandstag 2017 langfristig das Vertrauen geschenkt, welches er seither mit viel Arbeit und Hingabe für den Berliner Amateurfußball zurückzahlt. Im Interview spricht Joachim Gaertner über seine Verbandstätigkeit, seine Leidenschaft für den Fußball und die Kandidatur beim anstehenden Verbandstag.
Hallo Achim, seit 2016 hast du beim BFV das Amt als Präsidialmitglied Spielbetrieb und damit als Vorsitzender des Spielausschusses inne. Wie muss man sich deinen Alltag in dieser Funktion vorstellen?
Beruflich bin ich bereits im Ruhestand und kann so meine Schwerpunkte auf meine Familie und den Fußball richten - wobei meine Frau die Reihenfolge wahrscheinlich anders sehen würde, denn es gibt nicht wenige Wochen, in denen ich 30 oder mehr Stunden für den Fußball opfere. Dabei geht es um Besprechungen, Spielbesuche, Kontaktpflege mit den Vereinen und vor allem Telefonate mit Vereinsvertretenden, die sich mit ihren Fragen an mich wenden.
Nach fast neun Jahren in diesem Amt kandidierst du beim anstehenden Verbandstag für weitere vier Jahre. Worin liegt für dich die große Begeisterung im Ausführen deiner Tätigkeit?
Der viele Kontakt mit jungen Menschen hält einen selbst jung und die guten Verbindungen zu den Vereinsverantwortlichen, egal ob Vorstand, Trainerinnen und Trainer oder Betreuende, sind wichtig und begeistern mich immer noch. Vor allem das Miteinander im derzeitigen Präsidium hat mich überzeugt, wieder zu kandidieren. Wenn die Vereine mir im November dann weiterhin ihr Vertrauen schenken, bin ich bereit, noch weitere vier Jahre dranzuhängen.
Man muss nur ein paar Minuten mit dir verbringen, um zu erkennen, dass du praktisch für den Fußball lebst. Wie hat die Begeisterung bei dir angefangen und warum hat der Fußball dich dann nie wieder losgelassen?
1974 zur Heim-WM sang unsere Männer-Nationalmannschaft den Hit „Fußball ist unser Leben“. Dieser Slogan ist mir in Fleisch und Blut übergegangen und neben Beruf und Familie war und ist der Fußball mein Leben. Fußball gespielt habe ich schon seit 1960 bei Viktoria 89, bei Blau Weiß 90 und beim damaligen TSV Helgoland, also immer in Mariendorf. 1977 wurde beim TSV Helgoland ein Betreuer für die B-Junioren gesucht. Da konnte ich nicht Nein sagen. Später wurde ich zunächst zum dritten Vorsitzenden, dann zum Vize und 1990 schließlich zum ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt. Diesen Posten habe ich 20 Jahre lang bekleidet, bis ich 2012 in den Verband gewechselt bin. Da ich den Spielausschuss zu Vereinszeiten oft kritisiert habe, hatte ich zu mir selbst gesagt ‚Dann versuch doch, es besser zu machen!‘. So wurde ich zunächst Staffelleiter der Kreisliga C. Seit 2016 bin ich nun Vorsitzender des Spielausschusses. Eine Aufgabe, die nur mit guten Mitstreitern funktioniert, auf die man sich blind verlassen kann. Und die habe ich, Gott sei Dank.
Was gefällt dir am Berliner Amateurfußball besonders gut?
Am besten gefällt mir, dass die Vereine sich um die Menschen in dieser Stadt kümmern und Kindern einen sportlichen und sozialen Anlaufpunkt geben. Das ist in der heutigen Zeit in Berlin besonders wichtig. Um das Miteinander und den Zusammenhalt weiter auszubauen, ist es jedoch essentiell, dass noch mehr Vereine es schaffen, über den Tellerrand zu blicken, statt nur die Interessen ihres eigenen Clubs zu sehen.
Das Ehrenamt hat an vielen Stellen aktuell einen großen Bedarf an Nachwuchs. Wie sieht es im BFV-Spielausschuss damit aus?
Es wäre großartig, wenn sich mehr fußballbegeisterte junge Menschen für den Verband und besonders für den Spielausschuss begeistern könnten und so frisches Blut in unsere Strukturen bringen. Auch ein paar weibliche Kolleginnen würden den Ausschuss deutlich heterogener gestalten.
Jeden Sommer werden durch den Spielausschuss auch die Landespokal-Endspieltage der Senioren und Herren maßgeblich organisiert und durchgeführt. Inwieweit kann man diese Veranstaltungen als deine großen Highlights eines jeden Jahres ansehen?
Die Organisation der Pokalendspiele im defendo-Pokal und die Endspieler der 2., Unteren und 7er Herren im COSY-WASCH Landespokal ist immer sehr arbeitsintensiv. Wenn man aber sieht, wie die Spieler ihren großen Tag genießen, ist man rundum glücklich. Die Zuschauendenzahlen in den letzten Jahren sprechen für sich und es werden von Jahr zu Jahr mehr. Das wäre allerdings alles nicht möglich ohne zuverlässige Partner, wie die Sportämter Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg sowie unsere guten Caterer, die wir mit dem Rotter-Casino im Stadion Lichterfelde und den BSC Kickers 1900, dem Heimatverein auf dem Sportplatz Monumentenstraße, haben.
Und zum Abschluss: Was wünschst du dir für die Zukunft des Berliner Fußballs?
Ich wünsche mir mehr Fairness und gegenseitige Rücksichtnahme auf den Plätzen und im Umgang miteinander.
Danke für das Interview, Achim!