/ Gesellschaftliche Verantwortung

Diskriminierung im Berliner Fußball: Auswertung zur Saison 2024/2025

Die Anlaufstelle Antidiskriminierung des Berliner Fußball-Verbands erfasst, analysiert und dokumentiert Meldungen von Diskriminierungsvorfällen im BFV-Spielbetrieb. Die Daten speisen sich aus den im DFBnet vorgenommenen Spiel- bzw. Sonderberichten, den eingegangenen Meldungen per E-Mail oder den Meldebutton auf der BFV-Website bzw. der TEAM BERLIN APP.

Die komplette Auswertung kann hier nachgelesen werden: Diskriminierungsvorfälle Saison 2024/2025

Özgür Özvatan, BFV-Vizepräsident Gesellschaftliche Verantwortung, sagt: „Die Auswertung der Anlaufstelle Antidiskriminierung hat neben den Ergebnissen zu den Formen und Charakteristika von Diskriminierung im Berliner Fußball eine zentrale Erkenntnis für mich: Wir haben es mit einem sehr großen und problematischen Dunkelfeld zu tun, in das wir möglichst schnell Licht bringen müssen. Dafür müssen wir unsere niedrigschwelligen Angebote zur Meldung von Vorfällen weiterentwickeln, aber eben auch die zentralen Verbandsakteur*innen für diesen Bereich, die Schiedsrichter*innen und die Sportgerichtsbarkeit stärken und qualifizieren. Diese Strukturen dürfen keine Orte sein, an denen Diskriminierung nicht erkannt wird – oder teilweise verkannt wird, wie leider noch zu viele betroffene Spieler:innen und Vereine bemängeln. Von einer Veränderung der Situation hängt auch unsere Integrität als TEAM BERLIN ab, daran werden wir künftig alle gemeinsam tatkräftig arbeiten.“

Die zentralen Erkenntnisse in der Zusammenfassung

Wie viele Vorfälle wurden dokumentiert?

105 Vorfälle wurden zwischen Juli 2024 und Juni 2025 in der Anlaufstelle dokumentiert. Der größte Teil (92 Vorfälle) wurde über Sonderberichte im DFBnet erfasst, fünf Meldungen erreichten die Anlaufstelle per Meldebutton, fünf per E-Mail und drei weitere per Social Media bzw. persönlicher Kontaktaufnahme. Auffällig: Aus den unteren Spielklassen (insbesondere unterhalb der Bezirksliga) erreichen die Anlaufstelle deutlich weniger Meldungen von Vorfällen, obwohl die Anzahl der Spiele gerade in diesem Bereich höher ist. Dies deutet auf eine hohe Dunkelziffer aufgrund von fehlenden bzw. weniger sensibel geschulten Schiedsrichter*innen hin.

Wie kann dem Problem der Dunkelziffer entgegengewirkt werden?

Jede Meldung zählt und kann dazu beitragen, dem Problem der Diskriminierung im BFV-Spielbetrieb zukünftig zielgenauer entgegenzuwirken. Niedrigschwellige Meldewege wie der Meldebutton müssen sich im Berliner Fußball rumsprechen – deshalb am besten jetzt die Lektüre dieses Artikels unterbrechen und den Link in der WhatsApp-Gruppe deines Teams teilen. Gleichzeitig setzt der BFV seine Präventions- und Sensibilisierungsmaßnahmen fort. Qualifizierungsmaßnahmen, die Schiedsrichter*innen, Sportrichter*innen und anderen Akteur*innen dabei helfen, Diskriminierung zu erkennen, bleiben elementar. Gleichzeitig kann jede*r einzelne im Berliner Fußball dabei helfen: Nicht wegschauen, Betroffenen Unterstützung anbieten und im Zweifel lieber einmal zu viel als zu wenig etwas melden.

Wer ist von Diskriminierung betroffen?

Spieler*innen bilden die größte Gruppe der von Diskriminierung betroffenen Personen (50 dokumentierte Meldungen), Schiedsrichter*innen folgen auf Platz zwei (36 Meldungen).

Wer sind die Beschuldigten?

In 60 Prozent aller dokumentierten Diskriminierungsfälle werden Gegenspieler*innen als Beschuldigte benannt. Es folgen Zuschauende (22 Prozent) und Trainer*innen (17 Prozent).

Wo kommt es zu Diskriminierung?

Zunächst lässt sich festhalten, dass das Problem mit überwältigender Mehrheit den männlichen Spielbetrieb betrifft (95 Prozent aller dokumentierten Fälle im Spielbetrieb der Senioren, Herren und Junioren). Der Großteil der Vorfälle, sowohl im Erwachsenen- als auch Jugendbereich, betraf die Spielklassen ab Bezirksliga aufwärts. Dies lässt eine hohe Dunkelziffer in den unteren Spielklassen vermuten (siehe oben).

Welche Formen von Diskriminierung wurden erfasst?

Die am häufigsten auftretende Form der Diskriminierung waren rassistische Vorfälle (Diskriminierungsmerkmale Herkunft und Hautfarbe gemäß Rechts- und Verfahrensordnung) in 34 Prozent aller Fälle. Die sexuelle Orientierung war in 21 Prozent aller Diskriminierungen das entscheidende Merkmal. Ableismus (Diskriminierung von Menschen mit Behinderung) trat in 19 Prozent der Fälle auf. Weitere Vorkommnisse betrafen Geschlecht, Religion, Alter und andere Merkmale.

Wie hilft der BFV den Betroffenen?

Neben der Sanktionierung von gemeldeten Diskriminierungsvorfällen durch das Sportgericht, intensiviert der BFV seine Unterstützung für Betroffene. Die Anlaufstelle Antidiskriminierung kontaktiert die Vereine von betroffenen Personen und bietet Unterstützung sowie Vermittlung an professionelle Beratungsangebote an. Eine direkte Kontaktaufnahme ist häufig aus datenschutzrechtlichen Gründen bzw. bei fehlenden Kontaktdaten nicht möglich, umso wichtiger ist eine Meldung über den Meldebutton, wenn weitere Unterstützung benötigt wird.

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